Meine 3 goldenen Regeln im Hundealltag
Der Wecker klingelt. Brunhilde steht auf. Ihr Hund Bobby hat den Wecker auch gehört. Er springt aufs Bett und leckt Frauchen Brunhilde durchs Gesicht. „Jetzt biste sauber. Aufstehen! Ich müsste da ein paar Geschäfte erledigen.“ Brunhilde würde eigentlich gerne zuerst etwas Frühstücken, aber da Bobby es eilig hat, geht sie zuerst mit ihm raus. Am Hauseingang drückt Bobby seine dicke, feuchte Nase gegen die Tür und bellt. „Jetzt mach schon, Alte! Ich will raus.“ Brunhilde gähnt, schnappt sich die Leine und harkt den Karabiner verschlafen und magenknurrend an Bobbys Geschirr. Kaum drückte sie die Türklinke runter, hatte Bobby seinen ganzen Körper durch den Türschlitz gedrückt, öffnete die Eingangstür mit voller Wucht und preschte raus. Brunhilde flog förmlich hinterher.
Da macht Brunhilde ganz schön viel falsch, findest Du nicht?
Ich bin nämlich der Meinung – ganz egal, wie sehr man seinen Hund liebt – der Hund sollte sich immer an Herrchen und Frauchen orientieren. Niemals umgekehrt. Klar, auch für mich sind meine drei Chaoten mein ganzes Leben. Sie bedeuten mir unbeschreiblich viel und ich würde alles für sie tun. Trotzdem ist es für eine Hund-Mensch-Bindung sehr ungesund, wenn Hundebesitzer dazu neigen, das ganze Leben nach dem Hund zu richten.
In diesem Beitrag erzählte ich Dir von unseren 3 goldenen Regeln im Alltag, die (für uns) wirklich Gold wert sind.
Goldene Regel Nummer 1:
„Wenn Du ganz lieb bist und wartest, bekommst Du auch was.“
Den Satz hast Du als Kind bestimmt schonmal gehört. Ich finde, den kann man auch ganz gut bei unseren Vierbeinern anwenden. Schade nur, dass Hunde unsere Sprache nicht sprechen. Und obwohl Mojo, Rana und Mateo meine Sprache nicht verstehen, wissen sie trotzdem brav warten, wenn sie etwas (leckeres) wollen.
Und wie machen sie das?
Durch Blickkontakt und Kommando.
Ein kleines Beispiel aus unserem Alltag:
Es ist 16 Uhr. Zeit zum Gassi gehen. Hunde gepackt, Leinen gepackt, ins Auto geschmissen und los. Im Wald angekommen sind die Hunde schon ganz aufgeregt. „Endlich laufen, raufen und spielen.“ Am liebsten würden die Drei sofort los düsen. Aber sie müssen warten und das wissen sie auch. Wie jeden Tag machen alle Drei vorbildlich sitz. Ich löse die Karabiner der Leinen von den Halsbändern. Theoretisch könnten Mojo, Rana und Mateo jetzt loslaufen – Doch sie warten. Ich verschaffe mir nämlich erstmal einen Überblick der Lage, während die Hunde lernen, ihre Aufregung zu kontrollieren.
Keine Fahrräder, keine Jogger und keine angeleinten Hunde in Sicht. Also: Feuer frei.
Die Hunde schauen mich an. (Blickkontakt) Ich löse das Ritual (nennen wir es mal so) durch ein „Okay“ (Kommando) auf.
Also:
Freilauf gibt es erst nach Freigabe vom Besitzer und nach Blickkontakt vom Hund.
Diese Regel wende ich nicht nur für das Ableinen im Freien an.
Meine Hunde müssen auch warten, wenn sie etwas zu knabbern oder ihr tägliches Futter bekommen. Sie müssen vor der Tür warten, bevor wir eine Runde drehen. Solange alle Drei nicht auf ihrem flauschigen Hintern sitzen, bleibt die Tür verschlossen. Gleiches gilt für Futter. Solange alle Drei nicht sitzen, bleiben die Näpfe unberührt und werden nicht verteilt.
Und wozu das Ganze?
Es bringt Ruhe in den Alltag. Gerade in der Mehrhundehaltung – in der Chaos vorprogrammiert ist – sehr wertvoll. Hunde bedeuten Action. Viele Hunde bedeuten noch mehr Action. Da ist es doch ganz praktisch, wenn die Hunde wissen „wie man sich benimmt“.
Lässt Du deinen Hund aufgeregt herumspringen und bellen, bevor es auf die tägliche Gassirunde geht, hast Du schon verloren. Dein Hund wird gar nicht auf Dich achten und sich voller Euphorie in die Natur stürzen. Er wird nicht ansprechbar und völlig überdreht sein. Er hat schließlich nie gelernt, mit Herrchen oder Frauchen zu kommunizieren.
Klar, Hunde dürfen und sollen sich freuen, aber was bringt mir als Hundebesitzer ein aufgeregter Hund, der mich nicht beachtet? Für mich zählt der tägliche Spaziergang zum Highlight des Tages. Ich freue mich immer wieder darauf, gemeinsam mit den Hunden die Natur zu entdecken. Damit das auch so bleibt, habe ich diese goldene Regel in unseren Tagesablauf integriert. So bin ich keine Luft für meinen Hund, denn er weiß, dass sein Freilauf von mir abhängig ist.
Ich muss keine Angst haben, dass einer meiner Hunde mir beim Essen etwas von der Hand wegschnappt oder mir im Zuge dessen IN den Finger schnappt oder sogar den Finger ABschnappt. 😉
Meine drei Chaoten wissen, dass so ein Verhalten nur zu einem „Platzverweis“ führt und nicht zum gewünschten Ergebnis – nämlich was zu fressen abbekommen.
Goldene Regel Nummer 2:
„Ich gehe vor!“
Egal um welchen Eingang oder Ausgang es sich handelt, als Hundebesitzer gehe ich immer zuerst. Ich gehe zuerst durch die Haustür. Ich betrete als Erste den Laden, ich gehe zuerst durch die Türschwelle meines Gastgebers. Diese Regel hat nichts mit dem typischen „Ich Chef – Du Nix!“ Gehabe zu tun. Ich möchte damit Sicherheit für meine Hunde schaffen und vermitteln.
Kürzlich erst war ich inkonsequent und habe die Hunde für einmal kurz Pinkeln raus geschickt, diesmal habe ich Mojo, Rana und Mateo den Vortritt gelassen. Logischerweise wusste ich nicht, dass ein Fremder gleich um die Ecke an unserer Hauswand auf jemanden wartete. Die Hunde erschrecken sich, bellten und knurrten. Natürlich habe ich mich sofort entschuldigt. Am liebsten hätte ich mir selbst in den Arsch gebissen – Diese Situation hätte sich ganz easy verhindern lassen können, wenn ich mich an meine eigene Regel gehalten hätte!
Wenn Du im Alltag die Führung im Rudel übernimmst, hast du erstens mehr Überblick über das Umfeld sowie mögliche Gefahren und zweitens signalisierst Du dem Hund Sicherheit, für die Du als Hundebesitzer/Hundemama/Rudelchef schließlich auch verantwortlich bist.
Goldene Regel Nummer 3:
„Was ich sage ist Gesetz.“
Vielleicht nicht ganz so krass gemeint.
Die letzte Regel für unser Rudel: Wenn ein Kommando meine Lippen verlässt, wird es ausgeführt. In jedem Fall. Sprichwort Konsequenz.
Dass Kommandos zuverlässig funktionieren, ist mir persönlich bei drei Dingen besonders wichtig:
- Rückruf
- Nein
- Warten
Sprich die Kommandos „Hiiiiiieeeer“, „Aus!“ und „Stopp“ müssen in unserem Rudel funktionieren. Immer! Warum?
Weil – gerade in der Haltung von mehreren Hunden – so die Sicherheit meines Rudels und von meinem Umfeld garantiert werden kann. Es ist doch wesentlich gefährlicher, wenn Dir ein Fahrradfahrer oder ein Jogger entgegen kommt und Du nicht nur einen, sondern gleich drei Hunde im Freilauf führst. Das bedeutet für den Fahrradfahrer (oder den Jogger) nämlich gleich dreifach aufpassen, dass nichts passiert. Situationsbedingt rufe ich die Hunde mit „Hier“ entweder zu mir oder lasse sie mit dem Kommando „Stopp“ an Ort und Stelle warten, bis unser Gegenüber weitergezogen ist.
Das Kommando „Aus“ ist mir fast noch wichtiger als die zwei davor genannten Befehle. In der heutigen Zeit sind Giftköder leider keine Seltenheit mehr. Zu wissen, dass meine Hunde das Kommando im Zweifelsfall können, lässt mich als Hundehalter entspannter Spazieren gehen. Deswegen üben wir „Aus“ auch regelmäßiger und intensiver. Den Rückruf oder das Warten kannst Du ohnehin gut in die täglichen Spaziergänge einbinden und geraten so beim Vierbeiner eher selten in Vergessenheit.
Mein Fazit
Meine drei goldene Regeln sorgen für etwas Struktur im Hundealltag.
Für Hunde sind feste Regeln und eine konsequente Durchsetzung eben dieser Regeln wichtig. Wenn ich als Halter Verantwortung übernehme und souverän mit meinen Hunden agiere, nehmen meine Hunde mich als Rudelführer wahr und vertrauen mir. Das gelingt mir am besten mit den drei goldenen Regeln. Wenn ich keine hätte und bei uns zu Hause das Chaos ausbrechen würde, weil niemand weiß, was zu tun ist, würde ich längst nicht so souverän handeln, wie ich es mit Regeln tue.
Hallo, liebe VERPINSCHT Familie!
Mich würde interessieren, wie Ihr Eure Kommandos trainiert,
speziell Regel Nummer drei.
Wie bringe ich sie meinem Hund, so zuverlässig wie bei Euch, bei?
1. Rückruf
2. Nein
3. Warten
Ganz liebe Grüsse aus dem hohen Norden,
Claudia Zinnt
Hallo Claudia,
danke dir für deinen Kommentar!
Ich kann gerne mal einen Beitrag zu diesem Thema verfassen und meine Methoden darin beschreiben.
In Zukunft wirst du dazu auf jeden Fall etwas auf unserem Blog finden. ☺️🐶
Viele Grüße aus Solingen!