Zwischen Liebe und Leid: Die Herausforderungen der Tierschutzarbeit
In der glitzernden Welt der sozialen Medien und des hektischen Alltags gibt es einen Ort, der oft im Schatten liegt – die Welt des Tierschutzes. Hinter den Kulissen von Tierheimen und von Tierschutzvereinen verbirgt sich eine Welt voller Hingabe, Leidenschaft und unermüdlicher Arbeit. Doch inmitten des Kampfes für das Wohl der Tiere erleben viele Tierschützerinnen und Tierschützer eine unsichtbare Belastung, die ihre Psyche auf eine harte Probe stellt. Mittlerweile sind wir seit 4 Jahren im Tierschutz aktiv und auch ich habe in diesen Jahren die Erfahrung machen müssen, dass die psychische Belastung dieser Arbeit nicht zu unterschätzen ist.
Auf der einen Seite stehen Momente der Freude und des Glücks, wenn ein vernachlässigtes Tier endlich ein liebevolles Zuhause findet oder eine Rettungsaktion erfolgreich verläuft. Erst im September 2023 haben Rafael und ich auf unserer Heldenreise gleich zwei solcher Rettungsaktionen selbst durchgeführt. Wir haben auf unserer Fahrt nach Portugal mit dem Camper Halt bei einer Privatperson sowie in einem staatlichen Tierheim gemacht. Dort haben wir die einäugige Welpin Mavis sowie die blinde Seniorin Betty abgeholt und mit zu Teresa gebracht. Das Gefühl, zu wissen, dass es für diese zwei Hunde ab jetzt nur noch Bergauf geht, ist wirklich unbeschreiblich schön.
Doch auf der anderen Seite lauern Schatten – die endlose Flut von Leid und Misshandlung, die einem das Herz bricht, die Überlastung durch die unermüdliche Versorgung und die Trauer über die Tiere, die trotz aller Bemühungen nicht gerettet werden konnten. Diese emotionale Achterbahnfahrt kann einen schwer belasten. Denn auch wenn wir Mavis und Betty retten und zu Teresa bringen konnten, so mussten wir gleichzeitig eine Menge anderer Hunde an Ort und Stelle lassen, in dem Wissen, dass sie ihre kleinen Betonzwinger niemals verlassen werden, niemals die Sonne sehen und auch niemals Gras unter den Pfoten spüren werden.
Die Tierschutzarbeit ist kein Job, den man einfach ausführt und dann vergisst. Es ist eine Lebensweise, eine Leidenschaft, die tief in der Seele verwurzelt ist. Jeder Fall wächst ans Herz, jede Vermittlung bleibt für mich unvergesslich. Ich investiere nicht nur meine Zeit und Energie in dieses Ehrenamt, sondern auch mein ganzes Herzblut. Diese enge Verbindung zu den Tieren macht die Arbeit so bereichernd, aber auch so herausfordernd. Ich liebe es, Teresas privates Tierheim jedes Jahr erneut zu besuchen und gleichzeitig bricht es mir das Herz, über Jahre hinweg die gleichen Hunde in ihren Zwingern zu begrüßen – weil die Vermittlung bisher erfolglos blieb.
Der ständige Kampf gegen das Leid der Tiere, die Konfrontation mit Grausamkeit sowie die Verantwortung, Leben zu retten und zu verbessern, können zu enormen Stress und Druck führen. Aber trotz dieser Herausforderungen lohnt es sich, ehrenamtlich für Tiere tätig zu sein. Denn hinter jedem traurigen Blick, jedem gebrochenen Herzen und jedem verzweifelten Jaulen gibt es auch Hoffnung. Jeder gerettete Hund ist ein kleiner Sieg über das Leid. Die steigende Lebensfreude in den Augen eines Pflegehundes, das endlich Liebe und Geborgenheit erfährt, ist unbezahlbar. Darüber hinaus findet man bei der Tierschutzarbeit Menschen, die die gleiche Passion teilen. Seit meiner Tätigkeit im Tierschutzverein TiNo e.V. habe ich wunderbare Menschen kennenlernen dürfen, die mittlerweile sogar fester Bestandteil meines engen Freundeskreises sind. Durch das Teilen von Erfahrungen, das gemeinsame Lachen und Weinen und das Gefühl, Teil einer größeren Bewegung zu sein, ist ein wahnsinnig mächtiges, tolles und auch unbeschreibliches Gefühl.
Nicht zu unterschätzen ist außerdem die Tatsache, dass die Erfahrung, einem hilfsbedürftigen Lebewesen zu helfen, dem Leben Sinn und Zweck verleihen. Das Gefühl, einen positiven Unterschied in der Welt zu bewirken, ist unvergleichlich. Und obwohl die Arbeit manchmal schwer sein kann, ist es die Liebe zu den Tieren und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft, die mich antreibt, weiterzumachen. In einer Welt, die oft von Egoismus und Gleichgültigkeit geprägt ist, sind Tierschützerinnen und Tierschützer die Stimme der Stummen. Die Arbeit im Tierschutz mag hart sein, aber sie ist von unschätzbarem Wert. Natürlich ist es jedes Mal aufs neue unfassbar schwer, den Pflegehund loszulassen und in sein neues Zuhause ziehen zu lassen, doch dann rufe ich mir in Erinnerung: wo wäre dieser Hund sonst heute? Zelda wäre ohne die Tierschutzarbeit weiterhin bei ihrem Vorbesitzer, der sie mit einem Spaten blutig verprügelte. Tayo würde vermutlich noch immer kopfüber – an seiner Hinterpfote aufgehangen – einem Baum hängen. Kenai und Bibi würden weiterhin ihre Leben an einer kurzen Metallkette fristen. Stattdessen leben all diese Hunde heute ein erfülltes, glückliches Leben!
Wenn wir uns also der Herausforderung stellen, uns für Tiere einzusetzen, können wir wirklich Großes bewirken. Wir sind Teil eines großen Ganzen, das sich für das Wohl von Lebewesen einsetzt. Und auch wenn der Weg manchmal steinig ist und das Herz beim Abschied eines Schützlings schwer, so weiß ich doch, dass jeden Schritt, den ich mache und jeden weiteren Pflegehund, den ich bei uns aufnehme, einen entscheidenden Unterschied macht.
Es ist nicht immer einfach, aber es ist unfassbar schön – die Welt der Tierschutzarbeit.