Free Shaping

Frei Schnauze! Das „Freie Formen“ und was es damit auf sich hat

Free Shaping fördert die Kreativität Deines Hundes. Hier sind die grauen Gehirnzellen gefragt und verlangen einiges Deiner Fellnase ab! Beim freien Formen ist also nicht nur die Kreativität, sondern auch die Konzentration gefragt. Du als Mensch schaltest beim Free Shaping einen Gang zurück und „genießt die Show“. Sieh zu, wie Dein Hund selbstständig anfängt zu denken und sich die süßesten und lustigsten Dinge ausdenkt, um ein Leckerli zu bekommen. Du wirst staunen, auf was Dein Hund für Ideen kommt! 💡

Warum Free Shaping?

Im Alltag haben wir allerlei Kommandos für unsere Hunde. So geben wir ihnen vor, was sie in einer bestimmten Situation am besten tun sollten. Ein Beispiel: Du gehst mit Deinem Vierbeiner im Wald spazieren. Dein Hund läuft frei. Aus der Ferne siehst Du einen Fahrradfahrer, der euren Weg schon bald kreuzen wird. Aus Sicherheitsgründen rufst Du Deinen Hund nun heran. Ein Szenario aus dem Alltag, wie ihn jeder Hundebesitzer kennt. Es bietet sich für Hunde kaum die Möglichkeit, eine eigene Entscheidung zu treffen. Sie haben es nie gelernt.

Beim freien Formen aber hat Dein Hund die Möglichkeit, selbstständig zu denken und frei zu handeln. Nachzudenken und selbst auf Ideen zu kommen, um ans Ziel zu gelangen. Dein Hund darf ohne feste Regeln und frei Schnauze die wildesten Dinge ausprobieren, ohne dabei von seinem Halter beeinflusst zu werden oder eine Anleitung zu erhalten.

Der klare Vorteil: Dein Hund lernt schnell, was ihn vorwärts bringt und was ihm gar nichts bringt. Und das ganz von selbst. Das ermöglicht einen schnelleren Lernprozess im Hundetrick-Bereich. Dein Hund kommt auf neue Tricks und das ganz ohne Anleitung. Dank Free Shaping hat Rana ganz von selbst das Rückwärtslaufen erlernt. Durch Free Shaping haben Mateo und ich das Bellen auf Kommando erlernen können. Mateo hat dabei die Basis ganz von selbst erschaffen, während ich nur noch ein Kommando einführen musste. Das ging ratz-fatz!

Außerdem ist das freie Formen eine gute Möglichkeit, schüchternen und ängstlichen Hunden Mut zu machen. Hunde bauen Selbstvertrauen auf, weil sie hier die Möglichkeit haben, sich zu behaupten und für eigene Denkprozesse belohnt zu werden. Beim Free Shaping gibt es nur positives Feedback! Etwas, das dein Hund nicht tun soll, wird einfach ignoriert. Deswegen kannst Du deinen unsicheren Hund nicht noch weiter verunsichern, sondern in seinen Handlungen nur positiv bestärken. Das motiviert natürlich ungemein. Mojo ist beispielsweise ein Hund, der sich sehr stark ausgeprägt an mir orientiert. Selbstständiges Denken war für ihn im Prinzip lange ein Fremdwort. Ihm fiel das freie Formen dementsprechend schwer. Aber nun hat er den Bogen raus und schon einiges an Selbstvertrauen dazu gewinnen dürfen!

Wie geht Free Shaping?

Für Deinen Hund und auch für Dich wird das freie Formen eine ganz neue Lernsituation sein. Deswegen sollten die Übungseinheiten nicht länger als 10 Minuten andauern. Dein Hund sollte bis dato stets Deinen Kommandos und Anweisungen folgen und plötzlich wird der Spieß umgedreht. Das wird nicht immer gleich verstanden. Daher solltest Du als Halter eine große Portion Geduld mitbringen. Der Weg ist das Ziel. 😉

Setze Dich mit Leckerlis vor Deinen Hund. Die Leckerlis müssen für Deinen Hund sichtbar sein. So steigerst Du gleich die Motivation Deiner Fellnase. Jetzt muss er nur noch einen Weg finden, an sie ranzukommen. Hier kommt das freie Formen ins Spiel. Du sitzt vor Deinem Hund und wartest. Ich habe die Leckerlis dabei meistens auf meinem Schoß. So sind sie für die Hunde sichtbar, aber sie können sie nicht klauen. Das wird der ein oder andere Hund sicher mal versuchen. Ich ignoriere dieses Verhalten weitestgehend und blockiere den frechen Diebstahl-Versuch mit meiner Hand. Ich tippe darauf, dass Dein Hund sich als erstes vor Dich setzen wird. So wie er es eben gelernt hat: Mein Mensch gibt mir ´nen Keks, wenn ich mich setze und brav warte. Natürlich wirfst Du dann ein Leckerli.

An dieser Stelle sage ich gezielt werfen, denn: Wenn Du deinen Hund für eine Bewegung belohnst, indem Du ihm das Leckerli wie gewohnt ins Maul schiebst, wird Dein Hund dadurch logischerweise seine Position nicht wechseln. Indem Du das Leckerli zur Bestätigung wirfst, verlässt Dein Hund automatisch die eingenommene Position (Sitz), um der Belohnung hinterher zu jagen. Dein Vierbeiner wird sich sehr wahrscheinlich erneut vor Dich setzen. Belohn das ruhig weitere 2-3 mal, um die Motivation zu steigern.

Im nächsten Schritt werden Wiederholungen ignoriert. Generell gilt: Dein Hund wird nicht für denselben Trick wiederholt belohnt. Wieso? Weil es sonst kein freies Formen wäre, sondern ein stumpfes abspielen bereits erlernter Kommandos. Wahrscheinlich sogar im Wechsel. Dein Hund ist ja nicht doof! Er spielt bereits gelerntes ab. Hat ja sonst auch immer funktioniert. 😉

Jetzt gibt es zwei Arten von Hunden:

Der Hund, der nicht weiter weiß und Frauchen oder Herrchen verdattert anstarrt. Ganz nach dem Motto „Was is´n jetzt? Ich sitze doch! Gib jetzt her. Ich warte!“ Hier ist Geduld das Zauberwort. Früher oder später wird Dein Hund aus seiner festen Position ins Platz wechseln. Belohnen! Oder aus Langeweile aufstehen. Belohnen! Oder einfach nur den Boden ansehen. Belohnen! Vielleicht sieht er vom Boden zu Dir auf. Belohnen! Schaut er doch zu den Leckerlis? Belohnen! Dein Hund gähnt nach einer Weile? Belohnen!

Du merkst: Beim Free Shaping gibt es keine Grenzen. Belohne Deinen Hund für allerlei Bewegungen, Handlungen und Verhaltensweisen. Auch wenn sie unbewusst geschehen. So wird Dein Hund nach und nach kreativer werden.

Das ist freies Formen! Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.