Hinterbein-Prothese beim Hund

Eine Prothese für Hunde am Vorderbein kennst Du durch Mateo bereits ziemlich gut! Aber wie sieht es mit Hinterbein amputierten Hunden aus? Haben diese auch die Möglichkeit, eine Prothese zu tragen oder bleibt hier nur der Rollstuhl als Option? In diesem Blogbeitrag haben wir Mathilda zu Gast: Sie ist eine ehemalige Straßenhündin aus Rumänien, die ein ähnliches Schicksal wie Mateo teilt. Es folgt ein Erfahrungsbericht von Celina, über die Adoption der behinderten Hündin Mathilda:

“Ich habe Mathilda im Jahr 2020 adoptiert. Sie befand sich zu dem Zeitpunkt in einer tollen Pflegefamilie, durch deren Instagram-Profil ich auf sie aufmerksam wurde. Mathilda hat durch einen Autounfall in Rumänien Teile ihrer Hinterbeine verloren: auf der einen Seite fehlt die Pfote, auf der anderen Seite das Bein bis zum Knie.

Durch diese Verletzung bleiben ihr zum Laufen nur die Vorderbeine. Durch das damit verbundene, fehlende Gleichgewicht und die Überbeanspruchung der Vorderbeine hält sie folglich nicht länger als ein paar Meter auf einem Spaziergang durch. Die Tierschutzorganisation die Mathilda aus Rumänien nach Deutschland brachte, stellte ihr nach kurzer Zeit in der Pflegefamilie einen Rollstuhl zur Verfügung, den ich nach der Adoption auch behalten durfte. Mathilda ist ein sehr eigenwilliger Hund: sie liebt es selbst Entscheidungen zu treffen und liebt lange Spaziergänge. Durch den Rollstuhl ist es ihr leider nicht möglich alles selbst zu erreichen. Bordsteine, steile Anstiege oder unwegsames Gelände nehmen ihr bei Spaziergängen mit dem Rollstuhl leider oft die Motivation, da sie ohne Anstrengungen und ohne Hilfe nicht überall hinkommt. So wirkt sie oft etwas deprimiert und hat oft gar keine Lust auf einen Spaziergang.

Eine Prothese für das längere Stumpf-Bein war schon während ihrer Zeit in der Pflegefamilie geplant und kurz vor der Adoption wurde sie nach Absprache mit dem Prothesenbauer (Der im übrigen auch Mateos Tier-Orthopädiemechaniker ist) operiert, um einen sensiblen Part am Ende des Beines zu entfernen, damit das Tragen einer Prothese überhaupt möglich wird. Die Heilung nahm etwas Zeit in Anspruch. Nach einigen Monaten konnten wir dann aber mit den ersten Schritten zu einer Prothese beginnen: Die ersten Termine, in denen Abdrücke genommen und Modelle anprobiert wurden, machte Mathilda vorbildlich mit, als würde sie genau wissen, dass wir ihr damit helfen wollen. Im November 2020 hat sie ihre Prothese dann endlich bekommen. Weil sie wirklich wenig Muskeln hat, hat sie vorerst die Prothese ohne Feder mitbekommen, da es ihr im ersten Moment sehr schwer fiel, mit der kompletten Prothese zu laufen. Das Stück ohne Feder nahm sie allerdings ohne Probleme an und lief direkt eine große Runde durch die Stadt, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Auch zuhause rannte sie damit durch den Garten und bewegte sich, als wäre diese Prothese schon immer an ihrem Bein gewesen. Die Spaziergänge mit der Prothese fielen zwar etwas kürzer aus, man merkte ihr aber sofort an, dass sie auf drei Beinen viel mehr Spaß hat am laufen, als auf zwei Beinen und zwei Rädern. Überall wird intensiv geschnüffelt und auch mal euphorisch vorgelaufen. Auch Muskeln in Bein und Hüfte baute sie durch das Laufen auf drei Beinen schnell auf und bereits nach wenigen Monaten sah sie schon nicht mehr so mager und schmal aus wie vorher.

Doch genauso wie die Prothese unser Leben bereichert hat, ergaben sich leider auch Probleme. An manchen Tagen hält sie mit ihrer Prothese lange durch und schafft bis zu zwei Kilometer. Genauso kommt es aber auch vor, dass sie nur wenige hundert Meter durchhält, wir nur eine kurze Strecke schaffen und ich sie den Rest der Strecke tragen muss. Auch hat sie nach langen Runden manchmal Schmerzen am Stumpf und möchte ihn dann erstmal nicht mehr benutzen, was aber auch schnell wieder vergeht. Wir sind sehr froh, dass Mathilda eine Prothese ermöglicht wurde und sind mit dem Ergebnis wirklich sehr zufrieden. Auch wenn es manchmal Rückschläge gibt und wir für längere Runden auch mal wieder auf den Rollstuhl umsteigen müssen, ist die Prothese unverzichtbar für Mathilda und mich geworden.”

An dieser Stelle bedanken wir uns ganz herzlich bei Celina und Mathilda für den tollen Erfahrungsbericht! Die Abenteuer der Zwei kannst Du bei Instagram @meetmathilda verfolgen. Die kleine Rumänin ist mindestens genauso lebensfroh wie Mateo. Das zeigt uns einmal mehr: Behinderter Hund, na und? Ob zwei fehlende Hinterbeine oder ein fehlendes Vorderbein: Hunde sind uns Menschen in vielen Dingen voraus und machen das beste aus dem Leben.