Zieh doch nicht so!
Leinenführigkeit beim Hund
Jeder Hundebesitzer träumt von einem Hund, der ohne Zug an der Leine läuft. Warum ist das so? Weil ein fußlaufender Hund an der Leine Entspannung bedeutet. Zug an der Leine = Stress. Lockere Leine = Entspannung. Einen entspannten Spaziergang lieben wir doch alle. Gerade wenn mehrere Hunde zu Deiner Familie zählen ist das entspannte Fuß laufen an der Leine wichtig. Denn: Im schlimmsten Fall und je nach Kaliber Hund würden Herrchen oder Frauchen ansonsten das Fliegen lernen. 😉
Beifuß!
Bevor es ins Training geht, sollest Du festlegen, was für Dich das Fuß an der Leine laufen bedeuten soll: Möchtest Du von Deinem Hund, dass er strickt neben Dir herläuft, möchtest Du stetigen Augenkontakt dabei oder bedeutet Leinenführigkeit für Dich, dass der Hund an der lockeren Leine läuft, dabei aber immer noch vor Dir herlaufen darf? Wenn Du vorab eine klare Definition der Leinenführigkeit für Dich und Deinen Hund schaffst, beugst Unklarheiten im späteren Training vor: Du musst wissen, was Du möchtest, damit dein Hund versteht, was er machen soll.
Das Training
„Wie hast Du Deinen Hunden beigebracht, nicht an der Leine zu ziehen?“ – Aufgrund Fragen wie dieser tippe ich diesen Blogbeitrag. Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten. Jeder Hund ist anders, jede Mensch-Hund-Beziehung ist anders. Genauso anders und individuell sind die Trainingsmethoden, mit der Du die Leinenführigkeit mit Deinem Hund üben kannst. Meine drei Chaoten könnten unterschiedlicher nicht sein – Nicht nur vom Aussehen, sondern auch vom Charakter. Ich habe bei jedem Chaot eine andere Methode anwenden müssen und viele unterschiedliche Stile ausprobiert, bis ich DEN Weg für uns gefunden habe. Beobachte Deinen Hund und bring in Erfahrung, bei welcher Methode er (aber auch Du!) sich am wohlsten fühlt.
1. Stop & Go
Die wohl bekannteste Trainingsmethode gegen das Ziehen an der Leine. Klingt simpel, ist simpel. Dein Hund zieht. Du bleibst stehen. Es geht erst weiter, wenn Dein Hund den Weg zu Dir zurückfindet. Da, wo er hingehört: An deiner Seite, die Leine ohne Spannung! Erst dann geht es weiter. Gerne füge ich hier einen weiteren Baustein zur Stop & Go Methode hinzu: Warte, bis Dein Hund den Augenkontakt zu Dir sucht. Wozu? Um dem Vierbeiner daran zu erinnern, dass die Leine zwei Enden hat und Frauchen bzw. Herrchen am anderen Ende steht. „Hey Du, ich bin auch noch da.“, rufst Du Deinem Hund damit in Erinnerung. Denn nicht wenige Hunde vergessen ihren Zweibeiner, wenn es auf eine Spaziergangs Runde geht.
Diese Methode ist einfach zu verstehen und mindestens genauso einfach anzuwenden. Doch sie benötigt Konsequenz und Geduld. Geduld, die die wenigsten Hundehalter (darunter zähle ich mich auch!) haben. Es kann durchaus sein, dass Du in der ersten und zweiten Trainingswoche nur einen Schritt vorwärts kommst, bis der Hund schon wieder Spannung auf der Leine erzeugt. Dann kann die große Gassirunde schnell mal so aussehen: Wir gehen einen Schritt. Hund zieht. Besitzer stoppt. Hund grübelt. Hund kommt zurück. Leine ist wieder locker. Es geht weiter. Hund will schnell weiter. Hund zieht. Besitzer bleibt stehen. Hund kommt zurück. Leine wieder locker? Gut. Weiter geht´s. Einen Schritt getan. Hund zieht. Besitzer stoppt. Hund bleibt stehen. Hund genervt. Besitzer genervt.
Aber STOPP! Wieso seid ihr denn genervt? Ruf Dir nochmal den Anfang dieses Blogbeitrags in Erinnerung. „Ein fußlaufender Hund an der Leine bedeutet Entspannung.“ Aber gerade vermittelst Du dem Hund, dass eine entspannte Leine Gereiztheit bedeutet. Nicht das Ziel der Übung. Also: Tief einatmen und ausatmen. Entspannt Euch. Früher oder später merkt Dein Hund, dass es nicht vorwärts geht, wenn er zieht.
2. T-Stellung
Die T-Stellung(en) ist ein wichtiges Kommunikationsinstrument unter Hunden. Dabei wird zwischen der defensiven, der offensiven und der submissiven T-Stellung unterschieden. Für die Leinenführigkeit machst Du dir die defensive T-Stellung zunutze. Die defensive T-Stellung dient dazu, den Gegenüber räumlich einzuschränken und Deine Führungsposition zu verdeutlichen: Du sagst Deinem Vierbeiner auf hündisch, dass er Dich nicht überholen darf. Mit bloßer Körpersprache.
Zugegeben, je nach Lauf-Tempo des Hundes kann das eine sportliche Angelegenheit für Dich werden. Also keine Methode für Couch-Potatoes. Wenn Dein Hund gerade dabei ist, Dich einzuholen (natürlich mit dem Ziel gleich in die Leine zu preschen), kommst Du ihm zuvor: Du erhöhst Dein Tempo und stellst Dich mit einer aufrechten und bestimmten Körperhaltung vor Deine Fellnase. Ein bisschen wie auf der Überholspur auf der Autobahn. Das reicht, um Deinen Hund zu stoppen. Er wird anhalten und verstehen. Probier´s aus!
Die Methode lässt sich gut bei, ich nenne sie liebevoll Angewohnheits-Ziehern unter den Hunden, anwenden. Also Vierbeiner, die es gar nicht anders kennen, als zu ziehen, weil sie es schon immer so gemacht haben. Bei sehr aufgeregten Hunden würde ich die Stop & Go Methode präferieren, weil sie die Möglichkeit bietet, einem quirligen Hund Ruhe und Geduld nahezulegen und diese Ruhe und Geduld gleichzeitig mit etwas Positivem (dem Spaziergang) zu verknüpfen. Wir vermitteln unserem Vierbeiner: „Du, als Hund kannst Du dich auch freuen, ohne völlig abzudrehen.“
3. Richtungswechsel
Zug auf der Leine? ACHTUNG! Richtungswechsel. Dein Hund bestimmt nicht die Richtung. Das machst Du. Nicht, weil Du Chef im Haus bist, sondern weil Du weißt wo´s lang geht. Zieht Dein Hund voraus, dreh Dich um. „Ups, wir müssen doch hier lang.“ Dein Hund denkt sich: „Ah, ok, ok, ich weiß es jetzt!“ Und läuft wieder drauf los. Aber da fällt Dir ein, dass Du doch ganz woanders Spazieren gehen wolltest. Also änderst Du wieder die Richtung. „Hab mich vertan, hier geht´s lang.“ Vielleicht verwirrst Du deinen Hund mit den regelmäßigen Richtungswechseln, aber Verwirrung führt zu Grübeleien. Wo will Frauchen oder Herrchen eigentlich hin? Dein Hund wird lernen, auf Dich achten zu müssen, damit Du den Spieß nicht umdrehst und DU den Hund an der Leine hinter Dir herziehst. 😉
Gemeinsam Gassi
Gemeinsam ist das Motto der Leinenführigkeit. Jedenfalls für mich. Nicht nur die Wurst hat zwei Enden, sondern auch die Hundeleine. Die Frage sollte nicht immer heißen: „Mein Hund zieht an der Leine, was soll ich machen?“, sondern: „Mein Hund zieht an der Leine, was sollen WIR machen?“ Wie in vielen Dingen, gehören immer Zwei dazu. Bei der Leinenführigkeit musst Du in erster Linie an Dir arbeiten. Deiner Kommunikation zum Hund. Dein Hund weiß nicht, was Du von ihm möchtest, wenn Du ihm das nicht klar vermittelst. Vielleicht bist Du selbst bei jedem Spaziergang so aufgeregt, dass sich dieser Gefühlswirbel auf Deinen Hund überträgt. Ich musste auch feststellen, dass ich nach der Arbeit oft total gehetzt in die große Gassirunde gestartet bin. Gerade im Winter, weil es früh dunkel wird. Ich habe mir stets gedacht: „Schnell raus, bevor es dunkel wird.“ Das hat sich sofort auf das ganze verpinscht-Rudel übertragen. Also habe ich mich immer erst 5 Minuten gesammelt, bis wir als Rudel losgezogen sind. In diesem Sinne, viel Erfolg beim GEMEINSAMEN üben an der lockeren Leine.
Ja, die Liebe zum Hund kennt keine Grenzen :)..
Vielen Dank, sehr gut zu lesen!