Was ist dran am hundeunfreundlichen Portugal?
“In Portugal sind Hunde am Strand verboten! In Restaurants dürfen Hunde nicht! Shoppen gehen mit Hund ist in Portugal nicht möglich! Hunde dürfen in Portugal nicht ins Hotel!”
Ich könnte die Ausrufezeichen am Ende der Sätze gegen Fragezeichen austauschen. Entweder die Leute sind absolut überzeugt von diesen Aussagen oder sie fragen uns, ob das denn nun so ist. In diesem Blogbeitrag berichte ich von unserem dreiwöchigen Urlaub in Portugal und darüber, wie hundefreundlich wir Portugal kennenlernen durften.
Die Anreise nach Portugal mit drei Hunden
Wie reist man mit drei Hunden am besten nach Portugal?
Richtig! Mit dem Auto.
Von Solingen aus sind das zwischen 18 bis 24 Stunden Fahrt – je nachdem, wo man in Portugal hinmöchte. Wir wollten unsere Reise im Süden Portugals (Torres Vedras) starten. So würden wir die längste Fahrt gleich am Anfang hinter uns lassen, so der Plan. Dass uns ein Autounfall einen Strich durch die Rechnung macht, haben wir zu dem Zeitpunkt natürlich nicht ahnen können. Dazu aber später mehr.
Um 18 Uhr ging´s los.
Wir haben ein bisschen Tetris mit unseren Koffern im Kofferraum gespielt, bis alles gepasst hat. Die Hunde nahmen samt Autoschondecke und Anschnallgurten auf der Rücksitzbank Platz. In den Fußraum habe ich die Hundesachen gequetscht. Definitiv hatte ich mehr für die Hunde eingepackt als für mich. Trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, etwas für die Hunde vergessen zu haben. Damit Dir das Gefühl erspart bleibt, haben wir eine Reisecheckliste mit wichtigen Dingen für den Hundeurlaub erstellt. In meinem Fußraum nahm unser Proviant Platz: Ein paar belegte Brötchen, Wachmacher (Energy Drinks), Wasser und Knabberzeugs. Nochmal kurz alles im Haus gecheckt und dann ging´s los. 2200 Kilometer warteten auf uns – Juhu.
Um 19 Uhr startete der Motor. Es hat einen speziellen Grund, wieso wir so spät losgefahren sind: Von unserem Heim aus sind es 5 Stunden bis nach Paris. Ganz nach Plan waren wir gegen 1 Uhr morgens in der Stadt mit dem Eifelturm. Schließlich fährt es sich auf leeren Straßen viel angenehmer, nicht wahr? Deswegen haben Rafael und ich uns gezielt dafür entschieden, die Metropole Paris bei Nacht zu durchqueren. Tagsüber kommt man immer in den Stau und bei solch einer langen Anreise möchte man sich das ersparen.
Paris ist bei Stau nicht gerade ungefährlich und es gibt Dinge, die Du beachten solltest, wenn Du durch die Großstadt fährst. Was genau ich meine, erfährst Du in unserer Liste mit 10 Tipps für die Autofahrt nach Portugal. Hier kannst Du auch gleich nachlesen, in welchem Land man am günstigsten tankt!
Nach 24 Stunden Autofahrt haben wir unser Ziel müde aber sicher erreicht. Es war schon dunkel, aber auch das gehörte zu unserem Plan: Abends in Portugal ankommen, um den Urlaub mit frischer Energie zu starten.
Autounfall im Hundeurlaub
Der erste Urlaubstag wurde unvergesslich, leider im negativen Sinne.
Rafael war gleich morgens schon unterwegs. Bevor er mit den Hunden und mir zum Strand aufbrechen würde, wollte er seinen verstorbenen Großvater am Friedhof besuchen gehen. Noch auf dem Weg dahin kam ihm ein Geisterfahrer entgegen und fuhr ihm vorne ins Auto. Rafael erzählte mir, dass er noch so gut es ging ausgewichen sei, gebremst hatte und somit Schlimmeres verhinderte. So wie das Auto aussah, war ich sehr froh darüber, dass ihm Nichts passiert war. Glücklicherweise waren die Hunde nicht im Auto – die wären garantiert durch die Windschutzscheibe geflogen oder mit einem sehr großen Schock davongekommen.
Heute wissen wir, dass der Geisterfahrer betrunken am Steuer saß.
Was sagt uns das? Don’t drink and drive, liebe Kinder!
Die erste Urlaubswoche: Strand mit Hund
Ich widme mich gleich der Frage: Sind Hunde am Strand verboten? Jain.
In Portugal gibt es bewachte Strandabschnitte und nicht bewachte Strandabschnitte.
An den bewachten Strandteilen halten Rettungsschwimmer nach Ertrinkenden Ausschau und wachen über den Strand und seine Besucher. Hier kannst Du Strandhütten oder Sonnenschirme mieten und es gibt Toiletten, Restaurants und Bars. Hunde sind während der Sommersaison von Juli bis September an bewachten Strandabschnitten nicht erlaubt. Am frühen Morgen und am späten Abend kannst Du den bewachten Strandteil mit Hund aber problemlos besuchen, denn: Wo kein Kläger, da kein Richter.
Früh am Morgen und spät am Abend, wenn es ohnehin zu kalt zum Baden und Sonnen ist, sind die Rettungsschwimmer und Wächter der Strandabschnitte noch nicht im Dienst. Das heißt: Leinen los und Feuer frei für Fellnasen!
Schön voll hier!
Wenn Du Portugal mit Hund im Sommer besuchen möchtest, dann kann ich die bewachten Strandabschnitte sowieso nicht empfehlen. Es scheint Dir hier zwar an Nichts zu fehlen – Aber! Dafür kommst Du dir vor wie die ungeliebte Gurke im Hamburger. Alle drängeln sie wie die Sardinen, um ins Wasser zu kommen. Gefühlt liegt jeder auf jedem, so voll ist es. Ich werfe immer von den unbewachten Strandabschnitten einen Blick auf das Spektakel: Die Menschen sehen aus wie eine Herde Ameisen in bunten Bikinis und Badehosen.
Übrigens sind die unbewachten Strandabschnitte gar nicht so weit von den beliebten Strandabschnitten entfernt. Meistens handelt es sich um einen Fußmarsch von 15-20 Minuten.
Aber warum sind die unbewachten Strände überhaupt so leer?
Weil´s hier Nichts gibt.
Keinen Bademeister, keine Restaurants und Bars, keine Toiletten. Nur Sonne, Sand und Meer. Ein richtiger Naturstrand eben.
Der Vorteil: Die Hunde dürfen mit, es stört sich keiner an den Vierbeinern und viel Platz zum Toben und Spielen ist auch da. Es herrscht freie Platzwahl und Du hast Ruhe pur. Wir nehmen unsere Verpflegung für den Tag am Strand immer selbst mit. Wozu gibt´s sonst Kühltaschen? Ein Sonnenschirm wiegt Nichts und ist in Sekunden auf- und abgebaut.
Manchmal haben wir aber auch Lust auf eine warme Mittagsmahlzeit oder müssen auf Toilette. Dann gehen wir kurz rüber zum bewachten Strandabschnitt – Der ist zwar nicht gleich um die Ecke, aber am Strand liegt man doch sowieso den ganzen Tag faul herum, da macht uns das bisschen Laufen nichts aus.
Und wie finde ich so einen Strand?
Das ist gar nicht so schwer.
In Portugal folgt ein Strand nach dem anderen. Wo ein bewachter Strandabschnitt ist, ist der unbewachte Strand (nicht) weit entfernt. Manchmal muss man ein gutes Stück laufen oder auch fahren, aber das ist eher selten der Fall. Meistens kannst Du das Ende des bewachten Strandes schon sehen, wenn Du kurz nach links oder nach rechts schaust. Ein bewachter Strand zeichnet sich durch seine Fähnchen aus, die entweder Grün, Gelb oder Rot im Winde wehen.
Kurzer Exkurs: In Portugal müssen Bademeister nicht nur die Badegäste im Blick behalten, sondern auch das Meer. Die Laune der Natur kann gefährlich sein. Ist Ebbe oder Flut? Ist das Meer heute friedlich gesinnt oder rau? Der Bademeister stellt sicher, ob Badegäste ins Wasser dürfen oder nicht. Als Orientierung dienen hier die erwähnten Fähnchen, die wie beim Ampelsystem entweder Grün, Gelb oder Rot sind. Bei Grün darfst Du schwimmen, bei Gelb darfst Du ins Wasser, aber schwimmen ist nicht. Bei Rot darf Niemand ins Wasser.
Unsere erste Urlaubswoche verbrachten wir damit, am Strand von Santa Cruz Vitamin B in unseren Körper zu saugen, viele Schläfchen zu machen und viel Essen zu verputzen. Wir haben es uns so richtig gut gehen lassen. Abends waren die Hunde total platt, sodass wir sie in der Unterkunft gelassen haben. Rafael und ich schlenderten gemütlich die Strandpromenade entlang und besuchten das nächste Restaurant.
Wo wir gleich bei der nächsten Frage sind: Dürfen Hunde mit ins Restaurant?
Nein. Hunde waren bis 2017 per Gesetz in Restaurants verboten. Seit 2 Jahren darf jedes Lokal in Portugal selbst entscheiden, ob Hunde erlaubt sind oder nicht. Dennoch haben wir noch kein Restaurant gesehen, in das wir die Hunde hätten mitnehmen dürfen. Das finde ich aber gar nicht so schlimm. Der Sommer eignet sich perfekt dafür, draußen zu schlemmen. Nahezu jedes Restaurant in Portugal bietet Sitzmöglichkeiten in schönem Ambiente in der Natur. Hier sind Hunde gar kein Thema und bekommen oft sogar Wasser angeboten. Ein guter Kompromiss, oder?
Die zweite Urlaubswoche: Let the adventures begin
Vor lauter Sonne tanken am Strand waren die Ärsche platt gelegen.
Die Hunde hatten Hummeln im Hintern. An einem Tag mit „milden“ Temperaturen von um die 25 Grad ging es für uns also nicht an den Strand, sondern ins Auto und los.
Übrigens: Für unsere abenteuerlichen Erkundungen haben wir uns immer die kälteren und sogar regnerischen Tage ausgesucht. Bei 30 Grad auf Erkundung gehen kann ich nur bedingt empfehlen. 😉
► Der westlichste Punkt Europas, Cabo da Roca & Praia da Ursa
Portugal macht es einem in puncto Sehenswürdigkeiten besichtigen echt leicht. Es gibt immer Parkplätze unmittelbar am Ziel. Ich habe noch nie erlebt, dass man länger als 10 Minuten zum Publikumsmagnet braucht. Gerade für Mateo war das von Vorteil, da er zum Zeitpunkt unseres Urlaubs noch im Wachstum war und wir immer darauf bedacht, dass er gerade als Dreibeiner nicht zu viel laufen muss.
Cabo da Roca hat mir echt die Sprache verschlagen. Tolle Landschaften soweit das Auge blickt, ein wunderschöner Blick aufs Meer und wenn Du willst, kannst Du hier stundenlang wandern. Wir haben an einen der vielen Felsen ein paar Fotos gemacht. Schnell wurden die Hunde zur eigentlichen Attraktion. Ein russisches Paar fragte sogar nach einem Selfie mit Mateo und auch, ob wir ein Instagram-Profil hätten. Ich musste lachen – Ist das etwa so offensichtlich? 😀
Von Cabo da Roca ist der Strand Praia da Ursa nicht weit entfernt.
Wir haben den Fehler gemacht unseren Parkplatz zu verlassen, um die wenige Kilometer zum Strand mit dem Auto zurückzulegen. Das kann ich Dir in jedem Fall nicht empfehlen, denn wenn Du einmal einen Parkplatz am Cabo da Roca verlässt, bekommst Du so schnell nicht wieder einen! Zumal es in Strandnähe keinen Parkplatz gibt, so wie Anfangs vermutet. Rafael musste also am Straßenrand parken. Von hier gingen wir zu Fuß. Insgesamt haben wir 2 Minuten eingespart. Wow! Das hat sich richtig gelohnt. *Ironie off*
Der Fußweg dauerte um die 15 Minuten. Was mir aber keiner gesagt hat: Dass er verdammt steil ist! Wer das weiß und sich mit entsprechendem Schuhwerk ausrüstet, für den ist der Weg absolut machbar. Ich Dummkopf war aber mit meinen GIZEH Birkenstocks unterwegs und hatte es dementsprechend schwer.
Am Strand angekommen war der ganze Schweiß an meinem Körper und der Ärger in meinem Kopf vergessen. Der Anblick war so traumhaft schön – Ich hätte wahnsinnig gerne mehr als nur einen Nachmittag an diesem Ort verbracht.
► Sintra
Ich sag´s Dir gleich: Diese Stadt besuche ich nie wieder.
Nicht, dass Sintra nicht sehenswürdig wäre – Aber genau das ist das Problem.
Sintra ist eine so schöne Stadt, dass sie ein richtiger Touri-Magnet ist. Hinzu kommt, dass die Stadt ausschließlich aus sehr engen Straßen besteht und kaum Gehwege vorhanden sind. Da wir das zum Glück schon wussten, suchten wir nach einem Parkplatz am Rande Sintras. Von dort waren es 15 Minuten zu Fuß bis in die Stadt. Ich kann keinem empfehlen, es mit dem Auto näher als an den Stadtrand zu versuchen. Parken in der Stadt ist schier unmöglich. Wendemöglichkeiten gibt es durch die enge Straßenbegebenheiten nicht.
Du merkst: Mit dem Auto sollte man wirklich nicht nach Sintra. Musst Du aber auch gar nicht: Es gibt genug öffentliche Verkehrsmittel, die Dich und deine Fellnase sehr gut von A nach B bringen.
Mein persönliches Highlight: Die TukTuks.
Das sind kleine und super schnelle Fahrgeschosse.
Hunde sind sehr gerne gesehen und bezahlen nichts. Unsere Chauffeurin war hellauf vom Trio begeistert! Sie knipste Fotos was das Zeug hielt, als wir am gewünschten Ziel angekommen waren. „Die zeige ich meinem Chef!“, sagte sie noch lachend und wünschte sich abschließend ein Selfie.
Unser Hauptziel in Sintra: Das Schloss Palacio da Pena.
Ein wunderschönes UNESCO Weltkulturerbe, das schwer zu erreichen ist (Wie alles in dieser Stadt). Ursprünglich war eine Wanderung bis zum Schloss geplant. Wir merkten aber schnell, dass das keine gute Idee ist. So haben wir die Dienste der TukTuks in Anspruch genommen. Auf der Bergspitze Sintras und am Palacio da Pena angekommen mussten wir ernüchternd feststellen, dass A.) Hunde im Schloss nicht erlaubt sind und B.) Hunde selbst im Garten des Schlosses nicht erlaubt sind. Das war richtig scheiße, weil´s immerhin auch echt schwierig war, überhaupt herzukommen.
Da das Schloss sich in einem riesigen Naturschutzgebiet befindet – der Parque Natural da Sintra – haben wir dann dieses erkundet und nicht das Schloss. Immerhin haben wir so ziemlich viel Geld gespart, denn der Eintritt ins Palacio da Pena ist teuer. Allein der Eintritt in den Garten kostet pro Person 12,- Euro. Wir haben zwar kein Schloss gesehen, aber dafür einen wunderschönen Nationalpark entdecken dürfen.
Im Anschluss sind wir mit dem TukTuk für etwas Sightseeing zurück in die Stadt. Wir entdeckten einen Park, in den die Hunde mit hineindürfen: Der Park Parque Liberdado. Der Eintritt ist frei und es gibt einen kleinen aber feinen botanischen Garten zu erkunden. Dieser eignet sich optimal dafür, um sich von der überfüllten Stadt und dem ganzen Trubel zu erholen. Alles in Allem war der Tag gelungen, wenn auch sehr stressig.
► Dinopark in Lourinha & Castro do Zambujal
Ein sehr windiger Tag. Die Haare peitschten mir ins Gesicht, während den Hunden die eigenen Ohren ums Fresschen flogen. Windige Tage sind für Strandtage eher ungeeignet. Da weht einem nur der Sand um und vor allem in die Ohren und in alle erdenklichen Körperöffnungen.
Deswegen haben wir nach einem Ausflugsziel in der Nähe von Torres Vedras gesucht und auch schnell gefunden: Der Park Dino Parque de Lourinha – Der größte Dinopark in Europa. Hunde sind erlaubt und der Eintritt für sie ist kostenlos. An der Kasse muss nur vorgezeigt werden, dass genügend Kotbeutel eingepackt wurden.
Der Park ist schön eingerichtet, aber es ist schnell Alles gesehen. Nach einer Stunde haben wir den Park wieder verlassen. Also nochmal das Smartphone gezückt und gegooglet. Wir haben uns das Castro do Zambujal als nächstes Ziel gesetzt. Zambujal ist eine 5000 Jahre alte Stadt. Auch hier sind Hunde an der Leine! erlaubt. Viele Wanderwege führen um und durch die Stadt. Für einen kühleren oder windigen Tag eine sehenswerte Attraktion.
► Lagoa de Albufeira & Lissabon
Den nächsten Tag teilten wir in zwei Etappen ein.
Zuerst besuchten wir die Lagune Lagoa de Albufeira in Sesimbra.
Das Besondere an dieser Lagune: Sie mündet vom Fluss langsam ins Meer und bietet damit eine tolle Grundlage, um in Meerwasser zu schwimmen, ohne mit wilden Wellen konfrontiert zu werden. Ein toller Badespaß für Hunde! Nach einer Abkühlung während der heißen Mittagsstunden ging es für das Rudel weiter.
Lissabon sollte das letzte Ziel sein, bevor wir in die Algarve aufbrechen würden. Da wir die Hauptstadt Portugals schon im vergangenen Jahr mit den Hunden besuchten, fokussierten wir uns diesmal auf die andere Seite der Stadt, um den Tower of Belem und die Brücke Ponte 25 de Abril zu sehen.
Der Tag hat auch nur für diese zwei Sehenswürdigkeiten gereicht – Ein Tag in Lissabon zu verbringen ist wirklich viel zu wenig! Selbst für jemanden wie mich, der schon zweimal dort war. Lissabon ist so riesig, dass ich immer noch nicht alle Attraktionen der Stadt kenne. Im Nachhinein hätte ich gern’ 3 oder 4 Tage für Lissabon eingeplant.
► Die Algarve
Von Torres Vedras fahren wir 3 Stunden in die berühmte Algarve. Das erste Mal für Rafael und mich. Keiner unserer Familienmitglieder wollte je mit uns dorthin, also haben wir dieses Jahr einen Abstecher dorthin eingeplant. Mein Papa sagt immer: „Dort gibt es nur Touristen! Da ist es viel zu voll und noch heißer als hier!“ Er sollte Recht behalten.
Schon die Ankunft war echt der Horror.
Das Google-Navi taugte in der Algarve genau so viel wie ein feuchter Furz: Nichts.
Es war brühend heiß. Wir wollten einfach nur an den Strand und vor allem ins kühle Nass. Rafael hatte im Internet einen unbewachten Strand ausfindig gemacht und zu einem nahegelegenen Parkplatz navigiert. Unser bester Freund das Google-Navi hat uns aber immerzu in private Hotelstraßen gelotst, die keine Wendemöglichkeit hatten. Obendrein waren wir nicht die Einzigen mit dem Problem. Eine Straße war so eng, dass Rafael rückwärts wieder rausfahren musste, sein Hintermann das Ganze aber nicht einsehen wollte. Die ersten Minuten in der Algarve begannen also mit einer Auseinandersetzung und sehr viel Stress. Nach zwei Stunden erreichten wir dann endlich unser Ziel. Die Probleme würden hier aber nicht aufhören.
Erinnerst Du dich noch über die Erzählung vom Praia da Ursa und dem steilen Weg dorthin? Ich dachte, er wäre steil. Der Weg war aber Nichts im Gegensatz zu dem Kletterakt zum Strand an der Algarve, der nicht mal einen Namen hatte.
Zugegebenermaßen hat der abenteuerliche Weg zum Strand mehr Spaß gemacht als vorher vermutet. Auch die Hunde waren mehr als froh, sich nach der langen Autofahrt bewegen zu dürfen.
Also: Alles halb so wild.
Am Strand angekommen war ich sprachlos. Der Strand war nicht groß, aber dafür umso schöner und umgeben von einer atemberaubenden Felslandschaft. Ich konnte diese ganzen Eindrücke gar nicht alle in mich hineinsaugen. Es war wunderschön.
Bei Sonnenuntergang gingen wir zurück und machten einen Zwischenstopp am Strand Praia dos Tres Irmaos. Das ist zwar von vorne bis hinten ein bewachter (und sehr beliebter) Strand, aber die Sonne war ja bereits fast untergegangen. Es waren keine Rettungsschwimmer mehr in Sicht und keine Fähnchen flatterten im Wind. Wir ließen den stressigen Tag also mit einem wunderschönen Sonnenuntergangsspaziergang am Praia dos Tres Irmaos ausklingen.
Der nächste Tag sollte zu einem der unvergesslichsten Tage in meinem Leben werden! Wir fuhren bereits in der Dunkelheit zu unserem nächsten Ziel: Benagil. Gleich bei Sonnenaufgang ging das Abenteuer los:
Die Sonne war noch nicht aufgegangen, da pumpten Rafael und ich bereits Luft in unser aufblasbares Gummiboot. Unser Ziel: Die Höhle von Benagil, besser bekannt unter Benagil Caves.
Mit dem aufgepumpten Gummiboot paddelten wir vom Strand Benagil satte 50 Meter rüber bis zur Höhle. Der Weg ist überhaupt nicht weit und kann sogar schwimmend zurückgelegt werden. Hier hat sich die Gemeinde etwas für die Sicherheit der Besucher überlegt: Eine Ampel, die Rot aufleuchtet, sollten die Wellen an dem Tag zu hoch (und somit viel zu gefährlich) zum Schwimmen sein.
Nach 3 Minuten paddeln erreichten wir die Höhle.
An diesem Morgen waren wir das zweite Menschenpaar, das diese Höhle betreten hatte. Wir verbrachten über eine Stunde in diesem atemberaubenden Naturschauspiel. Ich hätte gern mehr Zeit dort verbracht, aber schon um 8 Uhr kamen die ersten Tourismus-Schiffe. Das waren sicher 30 Menschen pro Schiff. Diese Masse an Menschen nahm den Zauber dieses Ortes, den ich zum Glück noch erleben durfte. Bevor das erste Schiff ankerte, machten wir uns auf den Rückweg.
Zurück am Auto und mit einem unbeschreiblichen Glücksgefühl im Herzen nahm ich mir Zeit, bei Google Maps die Gegend zu erkunden. Ich fand etwas abseits vom Strand einen See der ins Meer mündete. Sah interessant (und vor allem unbewacht) aus. Wir haben nicht lange gefackelt und fuhren los. Diesmal klappte es auch mit dem Navi. Wir haben am Strandparkplatz geparkt. Der Weg zum Strand ist derselbe Weg wie zu meiner entdeckten Wasserstelle, die sich quasi direkt gegenüber vom Strand befindet.
Rafael fand heraus, dass wir gerade den Hotspot für Miesmuscheln gefunden hatten. Das erklärte auch die ganzen Fischer mit ihren Netzen, die im Sand wühlten. Die Stelle war schön und lud zum Verweilen ein, aber das Wasser war sehr flach – nur knöchelhoch. Es war viel zu heiß, um sich nicht komplett abkühlen zu können.
Deswegen zog Rafael los und sah sich den Strand an. Nach 10 Minuten kam er wieder und berichtete freudig, dass er einen unbewachten Strandabschnitt gefunden hatte. Unweit von einem Tourismus-Strand. Das hatten wir nicht erwartet! Am ersten Tag in der Algarve musste ich feststellen: Mein Papa hatte recht.
Die Algarve war voller Touris. Die Strände waren voller als voll, noch voller, als die „normalen“ Strände in Portugal. Kein Zentimeter Sand lag frei. Der ganze Strand bildete einen Teppich aus hunderten von Handtüchern. Umso größer war die Freude, als Rafael den Strandabschnitt entdeckte. Er war fast menschenleer und das Wasser so klar, dass es durchsichtig wirkte.
Am Abend machten wir uns auf den Weg in den Norden Portugals. Unsere Zeit am Strand war vorbei – Nun würde das Abenteuer Wanderlust und Berge losgehen!
Die dritte Urlaubswoche: Wandern mit Hund in den Bergen Portugals
Im Norden Portugals haben meine Eltern ein Haus. Wir haben ein paar Tage der letzten Urlaubswoche damit verbracht, die Seele baumeln und die abenteuerlichen Tage nochmal Revue passieren zu lassen. Jetzt erst wurde mir klar, wie viel wir in so einer kurzen Zeit eigentlich schon erlebt hatten. Daher schraubten wir etwas zurück und verbrachten viel Zeit mit der Familie.
► Parque Natural da Serra da Estrela
Der Nationalpark auf dem höchsten Gebirge Portugals ist jedes Jahr einen Besuch wert. Allein die Autofahrt dorthin lies mich staunen: Wunderschöne Landschaften mit natürlichen Felsformationen, wie ich sie zuvor nie gesehen hatte. Mutter Natur versteht ganz offensichtlich ihr Handwerk. Unser erster Stopp sollte die Talsperre Barragem Marques da Silva am See Lagoa Comprida sein.
Bei gutem Wetter kannst Du hier einen traumhaften Badetag mit kristallklarem Wasser verbringen oder Dich kurz abkühlen und die Wanderung zum Covoa dos Conchos starten. Dieses Jahr haben wir die 20km Wanderung gestrichen, da wir Mateo eine solche steinige und lange Wanderung nicht zumuten wollten. Letztes Jahr war es mein Highlight im Urlaub gewesen und ich kann diese Tour jedem Wanderfreund wärmstens ans Herz legen. Auf dem Weg zum Wasserfall entdeckt man wilde Ziegen, schöne Heidekrautlandschaft und wieder diese faszinierenden Felsformationen gepaart mit absoluter Stille. Du hörst Nichts außer den Wind in den Ohren. Einfach ein tolles Erlebnis.
Nach dem kleinen Stopp an der Talsperre fuhren wir weitere 10 Minuten bis zum Gipfel des Berges Torre. Wer hier oben ankommt, kann sein ganz eigenes Stein-Türmchen als Erinnerung bauen. Hier ist das so eine Art Tradition und sieht in der Masse echt faszinierend aus.
Auf der Gipfelregion kann man traditionelles Brot und leckeren Käse kaufen – Nicht ganz billig, aber dafür saulecker. Vom Gipfel aus hast Du einen wahnsinnigen Ausblick auf das gesamte Festland.
► Parque Natural do Alvao
Wie Du merkst ist der Norden Portugals geprägt von unzähligen Naturparks. Nach einem Ruhetag am See in der Nähe des Hauses meiner Eltern ging das Abenteuer weiter. Diesmal verschlug es die verpinscht Family zum Wasserfall Piocas de Cima. Zuerst sahen wir uns das Ganze von außen an – Dieser Anblick war schon wunderschön.
Er sollte aber schöner werden!
Nach dem kurzen Zwischenstopp fuhr Rafael weiter zum Ursprung des Wasserfalls Fisgas do Ermelo. Es gibt einen Parkplatz mit einem tollen Hinweis-Schild, ich zitiere: „Leave nothing but footprints!“
Der Weg zur Wasserstelle ist nicht ganz einfach, aber bei weitem einfacher als zum Strand Praia da Ursa. Nach ca. 10 Minuten erreichten wir das Ziel. Diese Wasserstelle wird gerne zum Baden genutzt und genau das hatten wir an dem Tag auch vor. Nachdem ein guter Liegeplatz gefunden war, ließen Rafael, Mojo, Rana, Mateo und ich abermals die Seele baumeln und gingen erst wieder, als die Sonne sich vom Tag verabschiedete.
► Porto
Eine wunderschöne Stadt, die unbedingt auch auf die Liste der Sehenswürdigkeiten musste, die wir sehen wollten. Ein bewölkter Tag mit wenig Sonne – perfekt für einen City Trip mit Hund.
Zuerst schlenderten wir durch die Gassen Portos, über die Metallbrücke Ponte Dom Luis l. Auf der anderen Seite Portos angekommen aßen wir in einem Restaurant am Flussufer zu Mittag. Wir beobachteten Einheimische dabei, wie sie sich ein bisschen Kleingeld dazuverdienten, indem sie die Brücke heruntersprangen.
In der legendären Luftseilbahn Teleferico de Gaia sind Hunde erlaubt und kosten nichts. Sie fliegt Dich in einer Gondel über den Douro und Du kannst von der Altstadt bis nach Gaia und wieder zurückkommen.
Hin- und Rückfahrt kosten 8,- Euro, eine einzelne Fahrt kostet 5,- Euro. Ein Foto in der Gondel wird auch noch gemacht. Wir konnte nicht anders, als es als Andenken einzupacken. Für uns ging es nach dem Essen zur Kathedrale Sé Catedral. Ein weitere UNESCO Weltkulturerbe. Von hier hast Du einen wunderbaren Panoramablick auf die Stadt des Portweins.
Der Trip nach Porto war der perfekte Abschluss.
Zwei Tage später ging´s für das Rudel auch schon zurück nach Deutschland.
Die Rückreise mit Hund nach Deutschland & wie ich meine erste Nacht auf einem Parkdeck verbrachte
Die war fies.
Keiner von uns wird diese Rückreise nach Deutschland so schnell wieder vergessen. Durch den Autounfall hatten wir kein Auto mehr. Die gelben Engel organisierten einen Mietwagen, mit dem wir von der spanischen Grenze aus nach Barcelona fahren mussten, um dort das Mietauto mit deutschem Kennzeichen abzuholen, welches uns sicher nach Hause bringen sollte.
Meine Eltern fuhren uns also erst mal vom Norden Portugals bis an die spanische Grenze. Bis hierhin verlief alles soweit gut. Die Ankunft verlief nach Plan: Gleich nach Öffnung der Autovermietung (10 Uhr in der Früh) standen wir wie bestellt und nicht abgeholt am Ladeneingang.
Die Koffer und Hunde von Auto A in Auto B verfrachtet und auf ging´s nach Barcelona. Das Problem: Die Autovermietung in Barcelona würde um 23 Uhr schließen. Wir hatten 1100 Kilometer bis dorthin vor uns. Also ca. 10 Stunden Autofahrt. Rafael musste ohne Pause durchfahren, damit wir das auch sicher schafften. Um 21 Uhr (also ziemlich pünktlich) kamen wir in Barcelona an und….
…standen vor verschlossener Tür. Da hatte die Autovermietung uns einen Strich durch die Rechnung und mal eben früher Feierabend gemacht. Für uns hieß das warten und im Auto schlafen. In dem Auto, das spätestens am nächsten Morgen um 9 Uhr abgegeben werden musste, wohlgemerkt.
Eine schlaflose Nacht und ein paar schmerzende Gliedmaßen später (Im Auto schlafen ist so unbequem!) musste Rafael den jetzigen Mietwagen – und unsere einzige Bleibe – zurückgeben und so stand ich samt Koffer und Hunden wie bestellt und nicht abgeholt auf dem Parkdeck und wartete. Wartete 4 Stunden.
Nach 5 Stunden bekam ich Rafael endlich wieder zu Gesicht. Er sah gut gelaunt aus, was mich sogleich beruhigte. Mit den Autopapieren in der Hand und einem müden Lächeln im Gesicht sagte er: „Ich hole jetzt das Auto und dann können wir endlich weg hier.“
Gesagt, getan.
Kurz die Sachen ins Auto geschmissen.
Hunde angeschnallt und los. Wir wollten nur noch nach Hause.
Nach weiteren 12 Stunden Fahrt waren wir endlich da.
Home, Sweet Home.
Fazit
Portugal ist nicht so hundefreundlich wie Deutschland, aber nicht hundeunfreundlicher als viele andere Länder. In Spanien, Frankreich und in den Niederlanden beispielsweise dürfen Hunde ebenso wenig an die bewachten Strandabschnitte wie in Portugal.
Dafür bietet Portugal viel „ungenutzte“ Fläche seitens des Tourismus. Diesen Platz kannst Du für den Urlaub mit Hund perfekt nutzen. Oft handelt es sich hierbei zwar um unbewachte Strände und Du hast nicht den Luxus einer Toilette am Strand oder einer Bar in unmittelbarer Nähe – Dafür hast Du aber deinen besten Freund an deiner Seite! Außerdem sind die bewachten Strandabschnitte nie weit entfernt von den unbewachten Stränden. Auf Toilette kommst Du also trotzdem, auch wenn der Fußweg ein bisschen dauert.
Du darfst zwar mit Hund keine Restaurants betreten, aber ist im Sommer draußen zu Tisch sein nicht sowieso viel schöner? Nahezu in jedem Lokal gibt es einige Tischreihen, die sich im Außenbereich des Restaurants befinden. Hier sind Hunde gern gesehen und bekommen oft Wasser geboten.
Fast alle Attraktionen und Sehenswürdigkeiten auf unserer Liste konnten wir mit Mojo, Rana und Mateo abklappern. Während dem gesamten Urlaub standen wir nur einmal vor verschlossenen Türen: Im UNESCO Weltkulturerbe in Sintra. Ich hätte es wenigstens gerne von außen betrachtet, aber dass Hunde sogar im Garten verboten sind, damit hatte ich nicht gerechnet und das ist auch eher selten der Fall. Eigentlich war es sogar das erste Mal. Mit den Hunden haben wir schon wahnsinnig viele Sehenswürdigkeiten in Portugal besucht
Mein persönliches Fazit: Portugal ist ein tolles Land, wenn Du mit Hund viel Natur sichten möchtest. Wir haben so viel Zeit an der frischen Luft verbracht und wahnsinnig viel entdecken dürfen. Auch in den Großstädten Lissabon und Porto war ein Ausflug mit Hund möglich. Dir muss nur bewusst sein, dass Museen und ähnliche, öffentliche Einrichtungen tabu sind. Die gewöhnlichen City Trips mit Sightseeingtour in den einzelnen Gebäuden bleiben Hundebesitzern leider verwehrt.
Wenn Du Dinge wie den Belem Tower oder die vielen Kirchen von innen bestaunen möchtest, muss der Vierbeiner wohl oder übel daheimbleiben! Außer Du hast noch jemanden im Schlepptau – Dann könnt ihr im Wechsel die einzelnen Attraktionen auch von innen betrachten. So machen Rafael und ich es ganz oft. Im Wechsel schauen wir uns gewisse Highlights auch von Innen an, während der andere mit den Hunden draußen wartet und eine kleinen Zwangspause einlegt.
Deinem Urlaub mit Hund in Portugal steht nichts im Wege, wenn Du bereit bist, hier und da ein paar kleine Abstriche zu machen.
Bin gerade auf deinen unterhaltsamen und informativen Beitrag gestossen. Wir waren die letzten zehn Wochen in Spanien und Portugal unterwegs – zusammen mit unserer Jack Russel-Dame Luna (@priska5354 und www. windimhaar. ch). Auch wir haben Portugals Strände und die Natur sehr genossen, oft auf den wunderbaren Restaurant-Terrassen gegessen und uns jeweils in kleine Wohnungen eingemietet, von wo aus wir die Umgebung erkundet haben. In Porto hatten wir allerdings einen holprigen Start – angekommen am späteren Abend, bei Regen und kühlen Temperaturen und mit grooossem Hunger. Keine Terrassen offen bei diesem Wetter 🙁 . Nachdem sich wirklich kein Restaurant erbarmt hatte, uns mit Hund reinzulassen, sind wir schliesslich auf der nassen Terrasse des Lokales mit dem grossen gelben M gelandet und haben uns ein Happy Meal im Regen einverleibt – der Name ist Programm; wir haben herzlich darüber gelacht. Zum Glück haben wir Porto aber in den nächsten Tagen von seiner liebenswürdigsten Seite geniessen können.
Ein wirklich toller sehr informativer Bericht. Vielen Dank dafür. Wir haben auch schon so ein Unfallerlebnis gehabt mit Autotausch in Barcelona. Mit waren 2 große Hunde. Den “gelben Engel” waren wir sehr dankbar.
VG Heike