Hund alleine lassen:
So übst Du mit Deinem Hund das Alleinbleiben
Durch unsere Arbeit als Pflegestelle kommen uns regelmäßig Welpen und Junghunde ins Haus. Neben der Vermittlungsarbeit und Sozialisierung dieser Hunde, habe ich als Pflegestelle auch die Aufgabe, meine Schützlinge bestmöglich auf ihr neues Zuhause vorzubereiten. Dazu gehört neben dem Stubenreinheits-Training auch das Training zum Alleinsein lernen. Erfahre in diesem Blogbeitrag, der in Zusammenarbeit mit AGILA entstand, von meiner Herangehensweise und den besten Tipps und Tricks um Deinem Hund das Alleinsein möglichst angenehm zu gestalten und beizubringen.
Hund allein im Haus
Egal ob es der Wocheneinkauf ist, der Arztbesuch oder der Gang zum Kosmetiker: manchmal kann, darf oder möchte man den eigenen Hund nicht mitnehmen (An dieser Stelle möchte ich einmal erwähnt haben: es ist völlig legitim, wenn Du manchmal einfach keine Lust hast, Deinen Hund überall mit hinzunehmen – das musst Du auch gar nicht! #normalizelettingyourdogathome ☺). Damit Du den Vierbeiner in Zukunft entspannt und unbesorgt Zuhause alleine lassen kannst, sollte das entsprechende Training so schnell wie möglich beginnen – ich sage immer: Alleinsein üben von Tag 1 an! Schließlich dürfen wir Zweibeiner nicht vergessen, dass Hunde Rudeltiere sind und es nicht mögen, allein zu sein. Für Hunde handelt es sich hierbei also um eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Hier ist viel Zeit und Geduld gefragt!
Kleinschrittiges Training führt zu langfristigem Erfolg
Mit den Pflegehunden übe ich das Alleinsein gleich am ersten Tag nach der Ankunft. Dafür trainieren wir sehr kleinschrittig, sodass sich beim Hund keine Trennungsangst aufbauen kann. Ich baue mehrere, kleine Trainingseinheiten in den Alltag ein. Dabei handelt es sich um ganz alltägliche Dinge, die Du einfach öfter am Tag ablaufen lässt, als normalerweise. Verlasse beispielsweise für einige Sekunden den Raum, wenn Du siehst, dass Dein Hund gerade entspannt oder sogar schläft. Lass ihm gar nicht die Zeit, nach Dir zu sehen oder sich zu sorgen, wo Du bleibst – Komm sofort wieder zurück ins Zimmer und tu das, was Du vor dem Verlassen des Raumes getan hast. Als wäre nichts gewesen. Das wiederholst Du einfach mehrmals am Tag und zögerst den Moment, an dem Du zurückkommst, immer weiter hinaus. Ganz beiläufig. Bis Dein Hund dem ganzen gar keine Aufmerksamkeit mehr schenkt. Dann steigerst Du das Training: heißt, Du gehst kurz aus dem Raum und schließt die Tür hinter Dir. Wir merken uns an diesem Punkt: wenn Du das Training steigerst, dann erhöhst Du zwar den Schwierigkeitsgrad für Deinen Hund, aber niemals die Dauer. Das bedeutet: Du schließt kurz die Tür hinter Dir, kommst aber sofort wieder ins Zimmer rein und tust, was du vor dem Verlassen des Raumes getan hast. Wir erinnern uns: Kleinschrittiges Training. Wenn Du dir nach dem 50igsten mal Raumverlassen veräppelt vorkommst, hast Du es endlich oft genug wiederholt. 😉
Keine Rituale beim Kommen und Gehen
Wenn Dir jetzt die Idee kommt, dem Hund das Alleinsein mittels im Raum versteckter Leckerlis attraktiver zu gestalten oder vor dem Gehen den Hund nochmal ordentlich abzuknutschen, weil Du ein schlechtes Gewissen hast – Tu es nicht! Du etablierst damit schleichend ein Ritual und Dein Hund merkt sich irgendwann ganz genau, wann Du gehst. Dadurch kann sich bei Deinem Hund schon bevor Du überhaupt das Haus verlässt enormer Stress anbauen: so kann´s doch gar nicht funktionieren. Deswegen gilt: ist dein Hund entspannt und schläft, dann lass ihn liegen. Verabschiede Dich lediglich im Geiste und signalisiere Deinem Vierbeiner damit, dass es das normalste auf der Welt und absolut langweilig ist, wenn Du das Haus verlässt. Du bist immerhin gleich wieder da!
Gleiches gilt für das Nachhause kommen: Am einfachsten ist es, den Hund zu ignorieren. Ist Dein Hund beim Wiederkommen extrem aufgeregt, springt herum und fiepst oder jault, bedeutet das, er war angespannt, hatte keine stressfreie Zeit alleine und ist nun ziemlich erleichtert darüber, dass sein Frauchen oder Herrchen eeeeendlich endlich wieder da ist. Was kannst Du tun, um den Hund zu beruhigen? Zieh in aller Seelenruhe deine Schuhe aus und räum den Einkauf oder die Jacke weg. Bist Du fertig und hat sich Dein Hund im besten Fall bereits etwas beruhigt, ist es Zeit für eine Begrüßung. So signalisierst Du dem Hund: „Hey, ist doch ganz normal, dass ich weg war. Kein Grund, so auszuflippen! Ist alles wie immer.“
Bellen und Jaulen ignorieren
Wenn das Bellen oder Jaulen beim Alleinbleiben losgeht, ist eins Gewiss: Du musst im Training einen Schritt zurückgehen und kleinschrittiger üben. Aber! Wird während der Übung gebellt oder geweint, mache nicht den Fehler und komm prompt zurück. Das wird Dein Hund sich nämlich sofort merken: „Wenn ich weine, kommst Du also zurück. Dann muss ich das jetzt wohl immer machen.“ – Prompt hast Du den Salat! Gehe erst zurück, wenn Dein Hund mit dem Bellen oder Weinen aufgehört hat. Passe den Moment ab, in dem die Fellnase eine kurze Gesangspause einlegt und komm in diesem Moment wie selbstverständlich wieder ins Zimmer herein. So wird das Bellen oder Jaulen nicht mit Deinem Wiederkommen verknüpft.
Vor dem Alleinbleiben eine große Runde drehen
Bevor Du den Hund für mehrere Stunden alleine lässt, kann ich Dir nur zu folgendem raten: mache vorab einen ausgiebigen Spaziergang oder eine ausgedehnte Wanderung. Wie heißt es so schön? Ein müder Hund ist ein glücklicher Hund! 😉 Deinem Hund wird es außerdem viel leichter fallen, alleine Zuhause zu bleiben, wenn er sich vorab richtig auspowern konnte und alle Bedürfnisse (Kleines Geschäft, großes Geschäft, Bewegungsdrang) befriedigt sind.
Räumliche Begrenzung schaffen
Manchmal kann es für Hunde erleichternd sein, wenn Du den Raum, in dem er sich aufhält, etwas begrenzt. Ich kann die Aussage durch meine eigene Hündin Rana bestätigen: Blieb sie alleine und hatte dabei die komplette Wohnung zur Verfügung, konnte sie überhaupt nicht schlafen und lief unruhig herum und weinte – das konnte ich sehr gut durch die Hundekamera beobachten. Da sie nicht zu wissen schien, was sie tun sollte und wohin mit sich, habe ich ihren Raum kurzerhand auf das Schlafzimmer begrenzt: der Ort, an dem die meiste Zeit geruht wird und der bereits entsprechend verknüpft ist. Eine Begrenzung für das Alleinsein hat außerdem den Vorteil, dass ein einzelner Raum leichter zu überblicken ist und Du viel weniger Dinge wegräumen musst, die Dein Hund anknabbern könnte.
Mit Geduld und Nachsicht gewöhnst Du den geliebten Vierbeiner an das Alleinsein Zuhause. Denk immer dran: Jeder Hund hat sein eigenes Lerntempo und ganz individuelle Bedürfnisse. Achte und höre auf Deinen Hund: Für ein entspanntes Zusammenleben.
Dieser Beitrag ist in Kooperation mit der AGILA Haustierversicherung AG entstanden.
Das sind wirklich gute Tipps! Die meisten Fellnasen schaffen es nicht so gut, auch mal Zeit alleine zu verbringen. Da ist die richtige Vorbereitung in der Tat sehr wichtig. Vielen Dank für die guten Tipps und Weiter so!
Liebe Grüße
Oliver