Tipps zur Eingewöhnung eines Pflegehundes aus dem Tierschutz ins Zuhause: So gelingt die Zusammenführung
Wenn Du darüber nachdenkst, einem Pflegehund aus dem Tierschutz ein liebevolles Zuhause auf Zeit zu bieten, stehst Du nicht nur vor einer lobenswerten, sondern auch einer herausfordernden Aufgabe. Die Eingewöhnung eines Hundes in ein neues Zuhause (auch wenn es nur auf Zeit ist) erfordert Zeit, Geduld und Verständnis, insbesondere wenn der Hund bereits eine Vorgeschichte mit sich bringt. In diesem Blogbeitrag bekommst Du einige wertvolle Tipps, wie Du die eigenen Hunde an einen Pflegehund aus dem Tierschutz gewöhnen kannst.
Kleinschrittig zum großen Erfolg
Das langsame und schrittweise Kennenlernen der Hunde ist ein entscheidender Schritt bei der Eingewöhnung eines Pflegehundes in dein Zuhause. Indem sich die Vierbeiner das erste Mal auf neutralem Boden treffen, schaffst du eine entspannte Umgebung, die es den Hunden ermöglicht, sich auf natürliche Weise kennenzulernen, ohne von territorialen Konflikten beeinträchtigt zu werden. Ein Spaziergang in einem nahegelegenem, ruhigem Park eignen sich für das erste Treffen gut. Achte darauf, dass zwischen den Hunden ausreichend Platz ist und genug Ablenkung herrscht, um den Hunden die Möglichkeit zu geben, sich gegenseitig zu beschnuppern und erste Kontakte zu knüpfen. Hier sind einige weitere Gründe, warum ein Treffen auf neutralem Boden so wichtig ist:
- Reduzierung von Spannungen:
Territoriales Verhalten kann bei Hunden zu Spannungen und Konflikten führen, insbesondere wenn ein neuer Hund in ein bereits etabliertes Territorium eingeführt wird. Das bekomme ich bei der Arbeit im Tierheim immer aus erster Hand mit: wenn ein neuer Hund in ein Gehege mit einem bestehendem Rudel gebracht werden soll, ist mir immer etwas mulmig zu mute. Wenn ich eins bei meiner ehrenamtlichen Tätigkeit im Tierheim gelernt habe, dann dass Hunde ganz schön gemein sein können! Durch die Wahl eines neutralen Ortes wird dieses potenzielle Spannungsfeld minimiert, da keiner der Hunde das Gefühl hat, ihr Territorium verteidigen zu müssen.
- Entspannte Atmosphäre:
Ein Spaziergang in neutralem Umfeld bietet eine lockere und entspannte Atmosphäre, die es den Hunden ermöglicht, sich natürlich zu verhalten und sich kennenzulernen. Die Anwesenheit von anderen Menschen, Geräuschen und Gerüchen kann dazu beitragen, eine mögliche Anspannung zu reduzieren.
- Gleichberechtigte Ausgangssituation:
Neutrale Umgebungen stellen sicher, dass beide Hunde eine gleiche Ausgangssituation haben und sich nicht in einer Situation befinden, in der einer von ihnen sich im Nachteil oder sich gar unterlegen fühlt. Dies schafft ein Gleichgewicht und fördert ein gesundes Kennenlernen.
- Bewegung und Aktivität:
Ein Spaziergang im Park bietet den Hunden die Möglichkeit, sich zu bewegen und gemeinsame Aktivitäten zu unternehmen, was das Kennenlernen erleichtert und den Aufbau einer positiven Beziehung fördert. Die gemeinsame Bewegung kann auch dazu beitragen, überschüssige Energie abzubauen und Spannungen zu reduzieren.
- Beobachtung und Intervention:
Während des Treffens auf neutralem Boden hast du die Möglichkeit, das Verhalten der Hunde genau zu beobachten und bei Bedarf zu intervenieren. Du kannst auf Anzeichen von Stress, Angst oder Aggression achten und entsprechend reagieren, um sicherzustellen, dass das Treffen für alle sicher und positiv verläuft.
Indem du die Eingewöhnung mit einem langsamen und schrittweisen Kennenlernen auf neutralem Boden beginnst, legst du den Grundstein für eine positive Beziehung zwischen deinen eigenen Hunden und dem Pflegehund aus dem Tierschutz. Dieser erste Schritt ist entscheidend für den Erfolg der Einführung und kann dazu beitragen, dass sich die Hunde schnell aneinander gewöhnen und eine harmonische Gemeinschaft bilden.
Beobachte das Verhalten der Hunde
Achte genau auf das Verhalten Deiner eigenen Hunde und das des Pflegehundes während des ersten Treffens. Es ist wichtig, die Körpersprache und das Verhalten der Hunde aufmerksam zu beobachten, um frühzeitig mögliche Spannungen oder Konflikte zu erkennen. Schenke besonders Aufmerksamkeit den folgenden Anzeichen:
- Körpersprache:
Achte auf aufrechte oder gestraffte Körperhaltung, steife Bewegungen, gesträubtes Fell, eingezogene Rute oder drohendes Knurren. Diese können Anzeichen von Angst, Unsicherheit oder Aggression sein.
- Kommunikation:
Beobachte die Interaktionen zwischen den Hunden. Siehst du gegenseitiges Beschnuppern, Spielverhalten und freundliches Aufeinanderzugehen? Oder gibt es Anzeichen von Dominanz, Unterwerfung oder gar Aggression?
- Stresssignale:
Achte auf Anzeichen von Stress wie übermäßiges Hecheln, Zähnefletschen, Lippenlecken, Gähnen, Zittern oder Rückzug. Diese können darauf hinweisen, dass sich einer oder mehrere Hunde in der Situation unwohl fühlen. Wenn du während des Treffens Anzeichen von Stress oder Unwohlsein bei einem der Hunde bemerkst, ist es wichtig, das Treffen sofort zu unterbrechen und die Hunde voneinander zu trennen. Beruhige die Hunde sanft und lenke ihre Aufmerksamkeit auf etwas Positives, wie z.B. ein Spielzeug oder eine Belohnung. Versuche es zu einem späteren Zeitpunkt erneut, wenn die Hunde sich wieder entspannt haben. Unterbreche ein potentiell angespanntes Aufeinandertreffen immer lieber einmal zu viel, als zu wenig. So kannst Du potenzielle Konflikte vermeiden und das Risiko einer möglichen Auseinandersetzung minimieren. Sei geduldig und behutsam bei der Einführung der Hunde und respektiere dabei das Tempo und die Grenzen jedes einzelnen Vierbeiners.
Gemeinsame Aktivitäten als Rudel
Nachdem sich die Hunde etwas kennengelernt haben, plane gemeinsame Aktivitäten, die euch Spaß machen und das Rudelgefühl stärken. Eine Möglichkeit wäre, gemeinsam spazieren oder wandern zu gehen, im Garten mit den Hunden zu spielen oder einfach nur gemeinsam auf der Couch zu entspannen. Beim gemeinsamen Kuscheln auf der Couch oder im Bett ist jedoch Vorsicht geboten, da es hier leicht zu Ressourcenverteidigung kommen kann. Einige Hunde betrachten ihr Schlafplatz als ihr Territorium und könnten versuchen, andere Hunde oder sogar dich als ihre Kuschelperson zu verteidigen. Um Konflikte zu vermeiden, ist es ratsam, das gemeinsame Kuscheln langsam anzugehen und jeden Hund einzeln und mit ausreichend Abstand zueinander auf das Sofa oder das Bett zu lassen. Belohne ruhiges und harmonisches Verhalten mit Lob und Leckerlis, um positive Verknüpfungen mit dem gemeinsamen Kuscheln zu schaffen.
Hunde getrennt füttern
Vermeide es – vor allem zur Anfangszeit -, die Hunde gleichzeitig und im selben Raum zu füttern, insbesondere in den ersten Tagen der Eingewöhnung. Füttere die Hunde in getrennten Räumen oder an ihren eigenen Futterplätzen (mit ausreichend Raum zueinander), um potenzielle Futteraggressionen zu vermeiden. Außerdem ist die Ankunft für den Pflegehund ohnehin schon stressig und oft kommt es vor, dass die neuen Schützlinge sich noch gar nicht wirklich trauen, etwas zu fressen und das schon gar nicht im Beisein eines anderen Hundes. Ich füttere meine Pflegehunde beispielsweise oft in einem geschützten Raum oder im Rückzugsort selbst (oftmals die Box), da sich der Pflegehund hier zur Anfangszeit oft sicherer fühlt, als in einer komplett neuen Umgebung wie beispielsweise der Küche. Vergiss nicht: Du kennst Deine Wohnung vielleicht auf jeden Millimeter genau, aber der neue Mitbewohner tut das nicht. Für Dich ist es möglicherweise nicht ganz nachvollziehbar, wieso der Pflegehund in der Küche nicht fressen mag und sich unwohl fühlt, aber vergiss niemals: Hunde aus dem Tierschutz kennen in der Regel überhaupt nichts und sind weit davon entfernt, jemals in einer Wohnung oder in einem Haus gewesen zu sein. Jeder Raum ist für diesen Hund erstmal ein komplett neuer Umweltreiz, den es kennenzulernen gilt. Da denken viele Hunde nicht ans Fressen. Wenn ein Pflegehund bei uns einzieht, warte ich einige Tage damit, diesen in der Küche zu füttern und biete ihm das Futter bis dahin in der Box an.
Aufmerksamkeit für jeden Hund
Stelle sicher, dass jeder Hund deine Aufmerksamkeit und Zuwendung erhält. Pflegehunde können sich unsicher oder ängstlich fühlen und benötigen möglicherweise zusätzliche Zeit und Aufmerksamkeit, um Vertrauen in die Menschen zu fassen. Vergiss bei dem Eifer an die Sozialisation deines Schützlings jedoch nicht, dass jeder neue Eindruck vom Hundegehirn erstmal ordentlich verarbeitet werden muss. Mute dem Pflegehund (vor allem in den ersten beiden Wochen) nicht zu viel zu und vergiss bei der ganzen Aufregung vor allem auch nicht: die eigenen Hunde wollen auch bespaßt und beschäftigt werden. Es ist wichtig, dass du jedem Hund individuell Aufmerksamkeit schenkst und dabei seine Bedürfnisse berücksichtigst. Sei geduldig und einfühlsam und respektiere das Tempo, in dem sich der Pflegehund an seine neue Umgebung und seine neuen Bezugspersonen gewöhnt. Berücksichtige die Bedürfnisse aller Hunde in deinem Haushalt und finde einen Ausgleich zwischen der Eingewöhnung des Pflegehunds und der Pflege der bereits vorhandenen Rudelmitglieder.
Es kann verlockend sein, den Pflegehund zu überfordern und zu viele neue Eindrücke auf ihn einzuprasseln, besonders wenn du ihm helfen möchtest, sich schnell einzuleben. Denke jedoch daran, dass jeder Hund individuell ist und seine eigene Zeit braucht, um sich an Veränderungen anzupassen. Achte darauf, den Pflegehund nicht zu überfordern und ihm genügend Ruhepausen und Rückzugsmöglichkeiten zu bieten, damit er sich sicher und wohl fühlen kann. Die ersten beiden Wochen sind besonders wichtig für die Eingewöhnung des Pflegehunds, daher sei besonders sensibel für seine Bedürfnisse und achte darauf, ihm genügend Zeit zu geben, sich einzuleben. Indem du auf die individuellen Bedürfnisse jedes Hundes eingehst und eine ausgewogene Balance zwischen Sozialisation und Ruhephasen schaffst, trägst du dazu bei, dass sich alle Hunde in deinem Haushalt wohl fühlen und eine harmonische Beziehung aufbauen können.
Biete ausreichend Rückzugsmöglichkeiten an
In der Mehrhundehaltung und auch als Pflegestelle mit einem bereits vorhandenem Hund ist es wichtig, für jeden Hund ausreichend Rückzugsmöglichkeiten zu schaffen, wo die Vierbeiner sich sicher und wohl fühlen können und – ganz wichtig – nicht von Artgenossen oder anderen Familienmitgliedern bedrängt wird. Jeder Hund benötigt seinen eigenen Rückzugsort, an dem er sich zurückziehen kann, um sich zu entspannen und Ruhe zu finden. Dies ist besonders wichtig in einem Mehrhundehaushalt oder wenn ein Pflegehund in ein bereits bestehendes Rudel integriert wird. Durch die Bereitstellung von ausreichend Rückzugsmöglichkeiten stellst Du sicher, dass jeder Hund einen eigenen Raum hat, in dem er ungestört sein kann.
Als Rückzugsmöglichkeit für den Pflegehund eignet sich beispielsweise ein zusätzliches Hundebett, eine weiche Decke oder eine Hundebox, die als sicherer Rückzugsort fungiert. Stelle sicher, dass dieser Bereich für den Pflegehund leicht zugänglich ist und dass er sich dort jederzeit zurückziehen kann, ohne von anderen Hunden oder Menschen gestört zu werden. Es ist wichtig, dass dieser Rückzugsort als positiver und entspannender Ort wahrgenommen wird, an dem der Pflegehund sich sicher und wohl fühlen kann. Bitte nutze den Rückzugsort des Pflegehunds daher niemals als Strafe und sperre ihn niemals in seine Box!
Geduld ist das Zauberwort
Die Eingewöhnung eines Pflegehundes kann einige Zeit in Anspruch nehmen und ja, es kann dabei auch zu Rückschlägen kommen. Führe Dir bitte vor Augen: das ist völlig normal. Man neigt schnell dazu, eine Beziehung zwischen Hunden zu romantisieren. Wie schön es doch wäre, wenn die Hunde sich auf Anhieb gut verstehen, miteinander spielen oder gar kuscheln würden. Vergiss aber nie, dass auch Hunde sich immer erstmal kennenlernen müssen und jedes Tier ist dabei individuell, weshalb es für die Zusammenführung von Hunden kein Allgemeinrezept gibt. Geduld ist hier das Zauberwort! Gib den Hunden die Zeit, die sie brauchen, um sich aneinander zu gewöhnen. Gehe dabei mit realistische Erwartungen an die Vergesellschaftung und mache dir bewusst, dass die Eingewöhnungsphase Zeit und Geduld erfordert. Hunde kommunizieren auf ihre eigene Art und Weise miteinander und es kann einige Zeit dauern, bis sie eine harmonische Beziehung aufbauen. Auch Rückschläge sind während dieses Prozesses normal und sollten nicht als Scheitern angesehen werden.
Während du darauf hinarbeitest, dass sich die Hunde aneinander gewöhnen, achte darauf, ihre Interaktionen zu beobachten und bei Bedarf einzuschreiten. Zum Beispiel wenn dein Hund sich zu deinem Pflegehund in dessen Rückzugsort legen möchte, obwohl dieser noch nicht dazu bereit ist. Vermeide es, die Hunde zu überfordern oder zu erzwingen, sich miteinander anzufreunden.
Geduld, Einfühlungsvermögen und eine positive Einstellung sind entscheidend, um die Eingewöhnungsphase erfolgreich zu meistern. Mit der richtigen Herangehensweise und Unterstützung können die Hunde langsam eine Beziehung aufbauen und zu einem harmonischen Rudel zusammenwachsen.