Zweithund – Ja oder Nein?
Die Frage nach einem Zweithund hat sich bei uns schon länger erledigt, denn: mittlerweile bin ich stolze Hundebesitzerin von drei wunderschönen Mischlingshunden, die von Größe, Alter, Wesen und Optik nicht unterschiedlicher sein könnten. Bis heute bereue ich meine Entscheidung zur Mehrhundehaltung und der Adoption zwei weiterer Hunde nicht. Ich gehe sogar stark davon aus, dass in meinem Haushalt immer mindestens zwei Hunde leben werden. Warum das so ist und wie ich meinen Weg zur Mehrhundehaltung fand erfährst Du in diesem Blogbeitrag. Ich erzähle, was bei der Mehrhundehaltung zu beachten ist, was die Vorteile und vielleicht auch die Nachteile sind und über welche Dinge Du dir vorher im Klaren sein solltest bzw. was es zu beachten gibt, wenn Du Dich für einen Zweit- oder sogar Dritthund entscheidest.
Der passende Zweithund
Die wohl wichtigste Frage sollte zuerst geklärt werden: Welcher Hund passt zu meinem bereits vorhandenen Familienmitglied? Ein Welpe oder ein älterer Hund? Eine Hündin oder ein Rüde? Neben Deinen eigenen Bedürfnissen solltest Du auch die Bedürfnisse Deines Hundes beachten: Verträgt er sich mit jeder Art von Hund oder gibt es Präferenzen? Ist ein Zweithund überhaupt im Sinne meines bereits vorhandenen Hundes oder nur ein egoistischer Wunsch meinerseits?
Als sich damals der Wunsch nach einem Zweithund herauskristallisierte, stand für uns schnell fest: Es sollte ein Hund aus dem Tierschutz werden. Damals kamen Rafael und ich auf keinen grünen Zweig, was einen Rassehund als Zweithund anging. An jeder Rasse hatten wir schlussendlich etwas auszusetzen und so beschäftigten wir uns das erste Mal mit dem Thema Adoption und Hund aus dem Tierschutz. Für uns war auch schnell klar, dass es ein Welpe sein sollte: Wir hatten Mojo bereits aus zweiter Hand mit 8 Monaten adoptiert und hatten das Gefühl, einem älteren Hund aus dem Tierschutz durch unsere mangelnde Erfahrung (Mojo ist schließlich unser erster Hund und brachte auch einige Probleme mit sich) nicht gerecht werden zu können. So schauten wir uns im Netz nach passenden Kandidaten um und hatten schlussendlich unser Herz an Rana verloren: Den Weg bis zu ihrer Adoption kannst Du in folgendem Blogbeitrag nachlesen.
Mojo ist ein freundlicher und sozialer Hund, der sich mit jeglichen Artgenossen verträgt. Trotzdem bringt er eine gewisse Leichtigkeit im Umgang mit Hündinnen an den Tag, weshalb wir uns dann auch für ein Weibchen entschieden. Zusammengefasst setzte sich unsere Entscheidung für Rana als Zweithund wie folgt zusammen: Für uns als Menschen sollte es ein Welpe bzw. Junghund aus dem Tierschutz sein und für Mojo spielte das Geschlecht eine wichtige Rolle. So haben wir die Bedürfnisse von Mensch und Hund in Einklang gebracht und eine (wie ich heute sagen kann) gute Entscheidung mit Rana als Zweithund getroffen.
Der Vorteil mit einem bereits älteren Hund als Ersthund, wenn ein Welpe als Zweithund einzieht: Er ist das beste Vorbild für einen Welpen und hilft Dir sogar bei der Welpenerziehung. Das kann ich wirklich bestätigen! Nicht nur bei Rana und Mateo, die immer automatisch kamen, wenn ich Mojo zurückgerufen habe (Was für ein praktisches Rückruftraining ;)) – sondern auch bei unseren regelmäßigen Pflegehunden ist das der Fall.
Apropos Erziehung und Rückruf: Es empfiehlt sich, den Zweithund erst in Erwägung zu ziehen, wenn der erste Hund kaum bis keine Baustellen mehr in der Erziehung an den Tag legt. Klar ist es schön, für seinen jungen Hund einen Spielkameraden zu suchen, doch dann hast Du zwei Baustellen auf einmal. Das ist erstens ziemlich zeitaufwändig und zweitens läufst Du Gefahr, dass die Hunde sich gegenseitig Flausen in den Kopf reden. Auch hier spreche ich aus Erfahrung: Der Sprung von der Zweihundehaltung zur Mehrhundehaltung war damals leider unüberlegter als gewollt. In Mateo hatte ich mich nämlich Hals über Kopf verliebt, aber Rana war erziehungstechnisch noch gar nicht so weit: Sie war zu dem Zeitpunkt auch erst knapp zwei Jahre alt. In diesem Alter kann kein Hund bereits ausgewogen erzogen sein (Perfekt erzogene Hunde gibt es meiner Meinung nach ohnehin nicht! ;)) Lange Rede, kurzer Sinn: Unser Rudel war eigentlich noch gar nicht bereit für ein weiteres Rudelmitglied, auf Mateo verzichten konnte ich trotzdem nicht. Selbstverständlich bereue ich diese Entscheidung nicht, aber ich würde sehr wahrscheinlich nicht nochmal einen dritten Hund in so kurzer Zeit nach der Adoption des zweiten Hundes anschaffen. Rana und Mateo haben mir (Du darfst Dir jetzt jeweils ein Paar Teufelshörnchen auf den Köpfen der Beiden vorstellen) zeitweise wirklich die Hölle heiß gemacht und sich gegenseitig angestachelt. 😉 Heute kann ich sagen, sind wir ein eingespieltes Team, der Weg hierhin hätte aber sicher angenehmer sein können. Der Altersunterschied zwischen Mojo und Rana war damals so ziemlich perfekt: Mojo war zum Zeitpunkt von Ranas Adoption 5 Jahre alt und somit aus dem Gröbsten raus. Der Rückruf sitzte, ich konnte mich absolut auf ihn verlassen: für mich die perfekte Bedingung und der perfekte Zeitpunkt für Hund Nummer 2. Trotz alledem bin ich stolz auf mein Rudel und auch ein wenig auf mich, dass ich die zwei Quatschköpfe Rana und Mateo so gut hinbekommen habe. Du liest aus diesem Erfahrungsbericht also heraus: Zwei Welpen bzw. Junghunde auf einmal kann ich wirklich nicht empfehlen – das fördert nur das Wachstum grauer Haare auf dem Kopf.
Hunde zusammenführen
Das erste Kennenlernen sollte immer auf neutralem Boden und auf keinen Fall Zuhause stattfinden! Geht gemeinsam spazieren, damit die anfängliche Aufregung sich legt und die Hunde sich in Ruhe kennenlernen können.
Ist der erste Schritt getan und die Hunde sind sich nicht mehr fremd, könnt ihr nun gemeinsam die eigenen vier Wände betreten. Allerdings solltest Du hier darauf achten, dass kein Futter und kein Spielzeug herumliegen. So vermeidest Du potentielle Ressourcenverteidigung und Streitigkeiten bei der Zusammenführung. Am besten lässt Du das neue Familienmitglied zuerst in sein neues Zuhause: So kann der Hund in Ruhe die neue Umgebung erkunden und auch kennenlernen. Das machen wir mit unseren Pflegehunden auch so. Erst wenn sich der neue Hund alles angesehen hat und eine Weile zur Ruhe gekommen ist, hole ich nach und nach meine eigenen Hunde dazu.
Das Rudel wächst zusammen
Ist ein zweiter Hund mehr Arbeit? Meine Antwort auf die Frage ist ein klares Ja! Sprüche wie „Raus muss ich sowieso“, hängen mir bei dem Thema zum Hals raus. Ein zweiter Hund läuft Dir schließlich nicht einfach trocken hinterher, nur, weil Du „sowieso raus musst“. Der Zweithund will – so wie der Ersthund auch – erzogen und beschäftigt werden und fordert seine eigene Zeit bei Herrchen oder Frauchen ein. Ein Zweithund bedeutet also doppelte Arbeit und doppelte Zeit, die von Dir in Anspruch genommen wird. Den finanziellen Aspekt mal völlig außen vorgelassen. Wenn Du gewillt bist, doppelt so viel Arbeit und doppelt so viel Zeit in Deine Hunde zu investieren, wirst Du schnell merken, dass der Rest sich mit der Zeit einpendelt.
Aus Erfahrung kann ich sagen, dass die Umstellung einen zunächst so ziemlich umhaut. Zwei Hunde zu besitzen ist einfach eine ganz andere Hausnummer. Draußen musst Du nun doppelt Acht geben und hast zwei Individuen vor Dir herlaufen, die potentiell machen können, was sie wollen: Ein Hund lässt sich schneller und einfacher einfangen, als zwei Hunde. 😉 Das Thema Rudeldynamik war Dir vorher kein Begriff und plötzlich präsenter denn je. Auch ist das Koordinieren und halten von zwei Leinen gar nicht so einfach, wie manche Hundebesitzer sich das vielleicht vorstellen. Leckerlis und ein Ball oder der Hausschlüssel muss ja schließlich auch in die Hand passen. Bekanntlich hat Mensch nur zwei Hände. Was ich damit sagen möchte: Nur, weil Du weißt, wie das Leben mit einem Hund ist, bedeutet das nicht automatisch, dass Du auf den zweiten Hund gut vorbereitet bist. Es kommen Themen auf, mit denen Du dich vorher nie auseinandersetzen musstest: Wie halte ich zwei Leinen am besten? Wie rufe ich zwei Hunde unabhängig voneinander zu mir? Wie bringe ich zwei Hunden das allein sein bei und was ist diese Rudeldynamik überhaupt? Wie füttere ich zwei Hunde eigentlich und wie gehe ich mit möglicher Eifersucht unter den Hunden um?
Aber abgesehen von der Arbeit und den möglichen, anfänglichen Schwierigkeiten, die mit zwei oder mehreren Hunden auf Dich zu kommen, kann ich Dir eins mit auf den Weg geben: Zu sehen, wie die Hunde ein Team bilden, miteinander spielen und auch kuscheln und auch mit Dir als Rudel zusammenwachsen ist ein unbeschreibliches Gefühl. Die doppelte Zeit und die doppelte Arbeit, die Du jetzt in zwei Hunde investierst, macht sich letztendlich bezahlt!