Berufstätig und Hund? Na und!
Berufstätig sein und Hunde haben. Geht das überhaupt? Eine Frage, die sich viele Menschen in meinem Umfeld stellen. Auch auf Social Media Kanälen werde ich mit der Frage nicht selten konfrontiert. Oft mangelt es an Vorstellungskraft, seinen Job und den eigenen (zukünftigen) Hund unter einen Hut zu bringen. Deswegen möchte ich in diesem Beitrag erzählen, wie ich meinen Job und meine drei Hunde in Einklang bringe und dabei selbst nicht zu kurz komme.
Mein Job besteht darin, Printmedien – in erster Linie Bücher – auf eine bestimmte Zielgruppe abgestimmt zu bestellen. Den aktuellen Bestand zu pflegen und alte Bücher aus dem Bestand zu nehmen. Schon eine Idee, wie sich mein Beruf nennt? Dreimal die Woche sitze ich zusammen mit diversen Medien in einem großen Gebäude und berate Kunden. „Ich suche Bücher zum Thema Hundeerziehung.“, sind für mich keine Seltenheit. Na, hat es jetzt geklingelt? Richtig! Ich bin in einer öffentlichen Bibliothek als Bibliothekarin tätig.
Durch diesen Blog und vor allem durch Dich und meine Leser ist es mir möglich, in Teilzeit zu arbeiten. Die Hunde sind für 4 Tage die Woche 6 Stunden alleine. Alle zwei Wochen kommt der Montag dazu, an dem sie 4 Stunden alleine sind. Für die Hunde ist das völlig im Rahmen. Sie verschlafen meine Arbeitszeit wortwörtlich. Das zeigt mir täglich aufs Neue unsere Hundekamera. Dank einer App auf dem Smartphone kann ich sehen, ob´s den Fellkindern gut geht und sollte etwas sein, wäre ich in 20 Minuten zu Hause.
Hundemüde
Bei dem ganzen Stress, den sich viele Hundebesitzer heutzutage um die Beschäftigung ihrer Hunde machen und ob sie ihnen überhaupt gerecht werden, wenn sie keine 24 Stunden für sie da sein können, wird oft eins vergessen: Hunde brauchen Schlaf. Viel Schlaf. 12 Stunden mindestens und das ist eigentlich schon zu wenig. Deswegen ist es gar nicht schlimm, wenn Mensch zur Arbeit geht. Es ist keine Schandtat. Ich habe nämlich das Gefühl, dass arbeitende Hundebesitzer mit Schwerverbrechern gleichgesetzt werden und unbedingt ein schlechtes Gewissen haben müssen, wenn sie arbeiten. Unsere treuen Begleiter sind glücklich, wenn sie einen warmen Schlafplatz haben, (mindestens) einen Zweibeiner zum lieb haben und täglich Futter und Wasser bekommen. Sie brauchen kein straffes Stundenprogramm, um glücklich zu sein.
Was aber nicht heißt, dass Hunde mit Dekoration in den eigenen vier Wänden gleichzusetzen sind: Schön anzusehen, aber im Endeffekt macht man eh nichts damit. Wo wir beim nächsten Aspekt wären:
Wie sieht unser Alltag aus?
In der Bibliothek arbeite ich in Schichten. Manchmal früh, manchmal spät. Danach richtet sich eigentlich die gesamte Tagesplanung. Habe ich Spätdienst, dann plane ich die große Runde früh am Morgen ein. Umgekehrt sieht´s aus, wenn ich Frühdienst habe. Es hilft ungemein, eine Struktur in den Alltag zu bringen. So stelle ich sicher, dass die Hunde nicht zu kurz kommen. Das ist mir ungemein wichtig, denn ich bin für meine Hunde verantwortlich. Zur artgerechten Hundehaltung gehört für mich der tägliche Gassigang. Die Verpinscht-Family geht dreimal täglich vor die Tür. Morgens sind die Hunde gar nicht richtig wach. Sie gehen sich nur kurz lösen und schnell wieder rein ins warme Hundebett. Bis in den Vormittag oder Nachmittag (je nach Schicht von Hundemutti) wird geschlafen. Dann steht die große Hunderunde an. Die fällt immer unterschiedlich lang und intensiv aus. Ich kann Dir gar nicht sagen, wie viel Auslauf meine Hunde am Tag bekommen. Das mache ich immer von unterschiedlichen Faktoren abhängig: Vom Wetter, der Arbeitszeit und Jahreszeit, den Hunden und von mir. Ist es Winter, das Wetter doof und wird es sowieso gleich dunkel, dann sind 40-60 Minuten völlig in Ordnung. Ist das Wetter schön, ich dennoch nicht so viel Lust habe, die Hunde aber ordentlich Hummeln im Hintern, einigen wir uns auf eine gute Stunde. Passt das Wetter und möchte das komplette Rudel eine ordentliche Runde drehen, packen wir unsere sieben Sachen und gehen ausgiebig wandern. Das können dann schnell 3-4 Stunden werden.
Die große Hunderunde ist bei uns nicht ortsgebunden und auch nicht zeitlich festgelegt. Manchmal habe ich Leckerlis für Übungen mit, manchmal habe ich einen Ball mit und manchmal auch einen Dummy für Suchspiele. Manchmal aber habe ich gar nichts mit. Dann lassen wir einfach die Seele baumeln. Bei uns gibt es kein festes Programm. Wir machen, wonach wir Lust und Laune haben. Das hat zwei Vorteile: Erstens wird es so nie langweilig und eintönig für Hund und Halter. Zweitens – mir ganz wichtig – die Hunde fordern nicht. Sie können Bestimmtes nicht fordern, wenn sie kein festes Schema erkennen. Ich find´s gar nicht schlimm, wenn es Hundebesitzer gibt, die sagen: Jeden Dienstag gehe ich mit meinem Hund Fahrradfahren und jeden Donnerstag gibt es den Ball.
Da sich mein Schichtplan immer ändert und ich keine festen Arbeitszeiten habe, könnte ich keinen festen „Arbeitsablauf“ für unseren Tag erstellen, ohne am Ende Hunde Zuhause sitzen zu haben, die sich jetzt wundern, dass gerade nichts passiert und dann hätte ich den Salat: Unruhige Hunde allein Zuhaus‘. Jeder Hundebesitzer weiß, welche Nahtoderfahrung Möbel und Türen in diesem Moment machen. 😉 Lange Rede, kurzer Sinn: Ich baue immer eine feste Hunderunde in den Tag ein, ohne sie inhaltlich zu füllen. Der Inhalt kommt ganz spontan und unverfroren.
Nach der großen Gassirunde wird gemeinsam gefaulenzt und ich habe Zeit für mich. Ich kann meinen Kopf in ein Buch stecken und dabei mit den Hunden kuscheln oder einen Film gucken. Manchmal kriege ich die Hälfte des Films nicht mit, weil ich den Hunden beim Schlafen zusehe. Kaum zu glauben, aber schlafende Hunden können sehr faszinierend sein. Manchmal spielen die Hunde auch unter sich nochmal eine Runde (Der große Vorteil der Mehrhundehaltung), während ich mir die Nägel lackiere oder den Haushalt mache. Um den Tag abzuschließen geht es für das Rudel vor dem Schlafengehen nochmal kurz zum Lösen vor die Tür. Am nächsten Tag geht´s dann wieder von vorne los – in gewohnten Abschnitten und neuem, gemeinsamen Spaß.
Mein Fazit
Hunde haben Bedürfnisse, um die Du dich als Hundehalter kümmern musst. Aber diese Bedürfnisse sind nicht so komplex, wie es heute immer dargestellt wird. Es sind die einfachen Dinge, die unsere Vierbeiner glücklich machen: Zeit gemeinsam verbringen, als Rudel eben. Wenn Du dir täglich Zeit für deinen Hund nimmst, ihn fütterst und pflegst und ihm die Ruhe gibst, die er braucht, ist er schon glücklich. Manchmal ist weniger mehr – auch in der Hundehaltung.
Berufstätig und Hund – Das geht.
Hallo Vanessa, endlich lese mal, dass ich kein unverantwortlicher Mensch bin, weil ich berufstätig bin und einen Hund habe. Mein familiäres Umfeld hat nur Vorwürfe gemacht, wenn ich den Humd nicht mit zur Arbeit nehmen kann dann darf ich keinen haben usw. Hunde also nur für Senioren oder andere Personen, die nie wieder arbeiten gehen. Ich muss mich ständig rechtfertigen, wie ich das dem ach so armen Tier antun kann. Vielen Dank für deine Sicht der Dinge, das gibt mir das Gefühl, dass noch andere wie ich “da draußen” sind!!!
Vielen Dank. Wir haben einen Hund aus dem Tierschutz adoptiert (Andalusien, wo wir auch wohnen). Ich hielt das für eine gute Idee, weil ich der Meinung war, dass ein warmes Zuhause mit zwei menschlichen Mitbewohnern besser ist als ein gekachelter Zwinger und einmal am Tag raus. Aber wenn man hier so im deutschsprachigen Internet unterwegs ist, ist es direkt ein Verbrechen, wenn man den Hund einige Stunden alleine lässt. Beim Stöbern auf entsprechenden Hundeseiten wurde mir ganz bang. Was man aber auch alles falsch machen kann! Seit deinem Artikel ist mir wieder wohler. Ich arbeite zweimal in der Woche 6 Stunden und zweimal in der Woche drei Stunden nicht von zuhause aus und gehe zweimal in der Woche zum Sport. Das hielt ich für gute Voraussetzungen. Das spanischsprachige Internet sieht das so wie ich, im deutssprachige bin ich quasi hochgradig verantwortungslos.
Hallo, wir freuen uns, dass wir dir mit dem Beitrag die Angst nehmen konnten! 🙂 Ich finde es kommt wirklich sehr stark auf den einzelnen Hund an. Viel freue wünsche ich euch beiden! 🙂
Vanessa 🙂 Du bist mir soeben eine große Hilfe gewesen! Danke für Deine Arbeit und die Offenheit hier im Blog. Das Leben sollte man tatsächlich mit mehr Leichtigkeit nehmen. Wir Menschen zerbrechen uns oftmals unnötigerweise den Kopf. Danke <3
Hallo Christina,
vielen Dank für deine lieben Worte! 🙂 Es freut mich so sehr, dass ich dir helfen konnte. Ich wünsche dir alles gute meine Liebe! 🙂
Sehr schön geschrieben! 🙂
Hallo Sabine,
lieben Dank für deine lieben Worte! 🙂
Wir wünschen dir einen guten Rutsch ins neue Jahr!