BARF und ihre Vorurteile und Bedenken
Was stimmt wirklich?
Obwohl die Rohfleischfütterung über Jahre hinweg immer bekannter und beliebter wurde, existieren noch heute viele Vorurteile und Bedenken gegenüber dieser Fütterungsweise von Hunden. Dabei ist die Rohfleischfütterung nach dem BARF-Prinzip von Swanie Simon eine der wenigen, wirklich artgerechten Fütterungsmethoden für Hunde (und auch für Katzen)! Mit welchen BARF-Mythen wir auf Instagram & Co noch immer regelmäßig konfrontiert werden, kannst Du in diesem Blogbeitrag nachlesen.
Mythos 1: Hunde, die rohes Fleisch fressen, werden blutrünstig
Es gibt bis heute keine Forschung, die diese Behauptung bestätigt. Eine Art Blutrausch kann durch die Fütterung von rohem Fleisch nicht hervorgerufen werden – welcher Bestandteil im Fleisch soll das triggern und in wie fern unterscheidet sich dieses Fleisch vom Fleisch, welches in Fertigfutter steckt? Meine Hunde werden seit mehreren Jahren roh gefüttert (bei Mojo sind es mittlerweile 10 ganze Jahre) und sie haben problemlos Kontakt zu anderen Tieren wie Kaninchen, Katzen und auch Pferden, ohne diese blutrünstig anfallen und fressen zu wollen. Das Einzige, was bei der Rohfleischfütterung bei meinen Hunden hervorgerufen wird, ist ein Fressrausch – weil ihnen das frische Futter so gut schmeckt. ☺
Mythos 2: Rohes Fleisch erweckt den Jagdinstinkt vom Hund
Hunde, die auf den Geschmack von Fleisch gekommen sind, werden automatisch zu Jägern. Diese Behauptung würde aber voraussetzen, dass ein Hund weiß, welches Tier da gerade in seinem Napf liegt und es dann zu jagen gilt. Hast Du schon mal einen Hund eine Kuh jagen gesehen, weil es gestern Rindfleisch zu fressen gab? Zumal bei dieser Behauptung nicht vergessen werden darf, dass sich – wie beim BARF – ebenso in Fertigfutter (wenn auch sehr oft in sehr geringem Maß) Fleisch als Komponente verbirgt. Nach dieser Logik müssten also alle Hunde, die nicht vegetarisch oder vegan ernährt werden, zu blutrünstigen Monstern mutieren und immer auf der Jagd nach Rindern, Hühnern und Enten sein. Die Allergiker unter den Hunden jagen dann vielleicht Kängurus und Lamas. 😉
Das Jagdverhalten von Hunden ist ein Urinstinkt, der je nach Rasse und Charakter des Vierbeiners mehr oder weniger ausgeprägt ist. Das Jagdverhalten von Hunden lässt sich also nicht von einer Fütterungsmethode lenken, sondern nur mit der Hundeerziehung.
Mythos 3: Hunde bekommen vom rohen Fleisch Salmonellen und Würmer
Hunde (und auch Katzen) stecken sich am häufigsten mit den Spul-, Band,- oder Hakenwürmern an.
Beim Bandwurm gibt es unterschiedliche Bandwurmarten, die unterschiedliche Zwischenwirte für ihre Entwicklung benötigen. Der Gurkenbandwurm beispielsweise braucht den Floh oder den Haarling, um seine Finnen ausbilden zu können. Unsere Haustiere nehmen diese Finnen beispielsweise oral während der Fellpflege auf oder beim Beschnuppern und Belecken von anderen Artgenossen. Die Übertragung vom Bandwurm über rohes Fleisch ist also unwahrscheinlich. Fressen Freigänger-Katzen Mäuse (oder auch Hunde beim Mäuschen-Buddeln) kann es zu einer Übertragung vom Dickhals-Bandwurm kommen. Bei der Rohfleischfütterung gibt es die Möglichkeit, Katzen und Hunde mit tiefgefrorenen Mäusen zu füttern. Von diesen geht aber keine Gefahr der Ansteckung aus, sofern die Mäuse vor der Fütterung 7-10 Tage tiefgefroren gelagert wurden, da die Bandwurm-Finnen nach ausreichend langer Tiefkühlung absterben. Die Ansteckung durch Rohfütterung mit Würmern bleibt also unwahrscheinlich.
Die Infektion mit dem Spulwurm geschieht über die Umwelt, denn die Wurmeier werden von infizierten Tieren mit dem Kot ausgeschieden oder wie beim Bandwurm über Flöhe und Nagetiere. Also ist auch hier die Rohfleischfütterung keine Infektionsquelle.
Kommt es doch mal zu einer Infektion von Salmonellen, Würmern & Co., kann sich die Rohfleischfütterung sogar als praktisch erweisen. Durch die stark konzentrierte Magensäure und den kurzen Verdauungstrakt von Hund und Katze können schädliche Erreger problemlos abgetötet werden. Außerdem finden Schädlinge wie Giardien im Verdauungstrakt von gebarften Hunden und Katzen kaum bis keine Nahrung: Giardien ernähren sich nämlich hauptsächlich von Kohlenhydraten und Zucker und diese sind in der Rohfleischfütterung (anders als im Fertigfutter nebenbei gemerkt) nach dem BARF-Prinzip nicht Hauptbestandteil der Nahrung von Hunden und können demnach viel einfacher und schneller bekämpft werden.
Dennoch sollten Hunde – egal ob mit BARF oder Fertigfutter gefüttert – regelmäßig auf einen Wurmbefall getestet werden. Schau hierfür gern bei unserem Blogbeitrag zum Thema Würmer beim Hund vorbei, um zu erfahren, wieso das regelmäßige Testen für Hunde so wichtig ist. Würmer beim Hund – verpinscht
Mythos 4: BARF ist viel teurer als die Fütterung mit Fertigfutter
Klingt komisch, ist aber so: Die Rohfleischfütterung kann deutlich günstiger als die Fütterung mit hochwertigem Fertigfutter sein. Schließlich fällt die Verarbeitung der Zutaten, das Verpackungsmaterial sowie das Marketing des Futters beim Preis von reinem Fleisch weg. Außerdem wirst Du schnell feststellen, dass Dein Hund eine viel geringere Futtermenge bei der Rohfütterung benötigt, als es beim Fertigfutter der Fall ist. Das liegt daran, dass beim Trockenfutter eine höhere Menge für die Deckung des Nährstoffbedarfes Deines Hundes gebraucht wird. Trockenfutter (mit wenigen Ausnahmen) wird immer mittels billiger Kohlenhydrate gestreckt und ist daher wenig nahrhaft. Auch Nassfutter wird in der Produktion nicht selten mit Brühe gestreckt, sodass viel Feuchtigkeit, aber wenig Nährstoffe im Futter stecken. Somit muss Dein Hund mehr Trocken- oder Nassfutter fressen. Das kommt den Futtermittelherstellern natürlich doppelt zugute, schließlich musst Du tiefer in die Tasche greifen. 😉
Mythos 5: Hunde dürfen keine rohen Knochen fressen
Die Vermutung ist, dass dieser Mythos aus der damaligen Zeit stammt bzw. daraus abgeleitet wurde. Die damalige Zeit, in der Hunde primär mit Essensresten gefüttert wurden und gekochte sowie gegrillte oder gegarte Knochen somit automatisch öfter im Napf des Hundes gelandet sind. Fakt ist: Rohe Knochen splittern nicht! Diese Eigenschaft bringen lediglich erhitzte (egal ob gegrillt, gekocht oder gegart) Knochen mit sich. Trotzdem gibt es bei der Knochenfütterung von Hunden einige Dinge zu beachten. Um welche Informationen es sich hier handelt, kannst Du in diesem Blogbeitrag ausführlich nachlesen. Dort findest Du außerdem eine Liste mit Knochen für BARF-Anfänger. Welche Knochen für die Rohfütterung geeignet sind – verpinscht
Liebe Vanessa,
vielen Dank für die ausführlichen und informativen Hintergründe zu den Mythen rund um das BARFen. Es ist sehr interessant zu sehen, wie viele Missverständnisse und Unklarheiten es rund um diese Fütterungsmethode gibt.
Besonders beeindruckt hat mich die Tatsache, dass rohes Fleisch nicht automatisch zu einem “Blutrausch” oder erhöhtem Jagdinstinkt bei Hunden führt. Diese Mythen sind weit verbreitet und es ist erfrischend zu hören, dass sie nicht der Wahrheit entsprechen.
Gleichzeitig war es aufschlussreich zu erfahren, dass das Risiko von Salmonellen und Würmern bei der Rohfleischfütterung nicht höher ist als bei anderen Fütterungsmethoden. Es ist beruhigend zu wissen, dass unsere vierbeinigen Freunde durch die Rohfleischfütterung nicht zusätzlich gefährdet sind.
Zudem finde ich es bemerkenswert, dass BARFen nicht unbedingt teurer sein muss als die Fütterung mit Fertigfutter. Der Aspekt der Kosten ist oft ein großes Hindernis für Hundebesitzer, die überlegen, auf BARF umzusteigen. Es ist gut zu wissen, dass dies nicht zwangsläufig der Fall sein muss.
Nochmals vielen Dank für deine hilfreichen Informationen und die Aufklärung dieser weit verbreiteten BARF-Mythen. Ich bin sicher, dass viele Hundebesitzer diese Erkenntnisse zu schätzen wissen und sich dadurch ermutigt fühlen, die bestmögliche Fütterungsmethode für ihre Hunde zu wählen.
Mit besten Grüßen, Arthur
Liebe Vanessa, ein wunderbarer Artikel, den ich so nur ziemlich doll unterstützen kann 🙂 Ich habe meine Hunde auch immer mit BARF ernährt und beide sind damit super zufrieden gewesen (ich auch 😉 ..im Urlaub war es manchmal komplizierter, weil man die Mengen an Fleisch und Gemüse schlecht einfach so mitschleppen kann, da haben wir aber gute Alternativen gefunden.
Ganz liebe Grüße an dein Rudel 🙂 Jasmina