Ein Zweithund zieht ein
Hunde aneinander gewöhnen
Was ist schöner als ein Hund? Genau, (mindestens ☺) zwei Hunde! Alle Hundemenschen kennen es: zieht ein neuer Hund ein, sind die ersten Tage besonders aufregend. Und noch spannender werden diese Tage, wenn bereits ein Ersthund in der Familie vorhanden ist. Es gibt einige Dinge, die Du bei der Zusammenführung der Hunde beachten solltest. Durch unseren regelmäßigen Einsatz als Pflegestelle für Hunde in Not, haben wir bereits etliche Zusammenführungen mit dem Rudel und den Pflegehunden hinter uns. Im Folgenden erfährst Du von unseren Tipps und Tricks für eine gelungene Hundezusammenführung.
Welcher Zweithund passt ins Rudel?
Dass der neue Hund ins bestehende Rudel passt, ist natürlich das A und O. Daher ist die erste Frage, die Du dir vor Einzug des zweiten Hundes stellen solltest: welcher Zweithund passt zu meinem Ersthund? Wäre der vorhandene Hund überhaupt glücklich über einen Artgenossen? Es gibt Hunde, die ihr Reich und die Familie lieber für sich haben und andere wiederum würden sich tierisch über einen neuen Spielgefährten freuen. Wichtig bei der Entscheidung für einen Zweithund: binde die Bedürfnisse des bereits vorhandenen Hundes mit in diese Entscheidung ein und am besten stellst Du diese Bedürfnisse vor deine eigenen. Es ist schließlich niemandem geholfen, sollten die Hunde sich am Ende nicht mal riechen können. Das wäre Stress pur für alle Beteiligten und schließlich nicht Sinn der Sache.
Hunde zusammenführen: So klappt es
Erstes Kennenlernen auf neutralem Boden
Wie eine Zusammenführung von Hunden niemals aussehen sollte: Der neue Hund wird abgeholt, ins Haus gebracht und dem bereits vorhandenen Hund vor die Nase gehalten. Eine Hundezusammenführung dieser Art kann wirklich böse enden!
Die Hunde sollten sich das aller erste Mal auf einem neutralen Boden in Ruhe kennenlernen dürfen, also niemals in den eigenen vier Wänden oder auf der täglichen Pipirunde. Ein kurzer und entspannter Spaziergang bietet sich hierbei wunderbar an. Immer wenn bei uns ein neuer Pflegehund einzieht, ist die erste Amtshandlung eine kleine Runde im Freien mit dem ganzen Rudel. Hierbei werden die Hunde nicht gleich einander vorgestellt, es gibt also nicht sofort Kontakt an der Leine! Einen direkten Kontakt zwischen den Hunden empfiehlt sich erst nach einigen Geh-Minuten. So werden mögliche Spannungen abgebaut und die Hunde können sich bereits aus der Ferne beschnuppern und sich gegenseitig neutral wahrnehmen. Nicht zu vergessen, dass auch Du die Zeit hast, während des Spaziergangs einmal tief durchzuatmen, zu entspannen und den Hunden so zu einem neutralen Kennenlernen zu verhelfen.
Beim ersten Treffen sollten Belohnungen in Form von Leckerlis und Spielzeugen gänzlich außen vorgelassen werden, um Ressourcenverteidigung zu vermeiden. Beobachte die Hunde auf dem Spaziergang. Wie ist die Körperhaltung? Ist Interesse da oder ist das Gegenteil der Fall? Beides wäre völlig in Ordnung. Verläuft der Spaziergang entspannt, kannst Du erstmal durchatmen. Das erste Schritt für eine gelungene Zusammenführung der Hunde ist gemacht. ☺
Das erste Mal in den neuen vier Wänden
Jetzt wird’s ernst: der Zweithund betritt das erste Mal sein neues Eigenheim. Er sollte die Möglichkeit haben, das neue Zuhause in Ruhe erkunden zu können. Deswegen ist es wichtig, den bereits vorhandenen Hund erstmal außen vor zu lassen. Du kannst diesen für die kurze Zeit in ein Zimmer sperren. Alternativ kannst Du eine andere Person im Haushalt oder aus dem Freundeskreis damit beauftragen, eine kleine Runde mit dem Ersthund zu drehen. Ich für meinen Teil lasse die eigenen Hunde im Schlafzimmer, während der neue Pflegehund in Ruhe die restlichen Räume erkundet. Wären meine Hunde allerdings sehr aufgeregt, würden Bellen oder an der Tür kratzen und die ganze Zeit unruhig winseln, würde ich die zweite Variante vorziehen und alle drei aus der Bude „werfen“ ☺. Hauptsache das neue Familienmitglied kann sein neues Domizil in Ruhe erkunden. Wichtig, wenn es ein Hund aus dem Tierschutz ist: Lasse die Leine erst los, wenn die Haustür sicher verschlossen ist! Nicht selten kommt es vor, dass der Hund aus Panik aus der Tür rausrennt, im schlimmsten Fall auf die Straße. Und mit einer verschlossenen Tür ist KEINE angelehnte Tür gemeint! Fällt die Tür ins Schloss, kannst Du den Hund von der Leine lassen. Ich persönlich lasse die Leine am Hund dran und lege sie vorsichtig auf den Boden. So hat der Hund die Möglichkeit, sich die neue Umgebung eigenständig anzugucken und Du hast trotzdem die Möglichkeit mit der Leine schnell genug einzuschreiten, sollte der Hund doch in Panik verfallen oder sich in einer Nische verstecken. Die Hundeleine dient hier als verlängerter Arm für den Notfall, oft wird sie „Hausleine“ genannt.
Zusammenführung der Hunde
Hat das neue Familienmitglied sich alles in Ruhe angeschaut, ist es an der Zeit für die Zusammenführung. Sind bereits mehrere Hunde im Haushalt vorhanden, lasse nicht gleich alle auf einmal auf den neuen Hund los. Zieht bei uns ein neuer Pflegehund ein, lasse ich meine drei eigenen Hunde einzeln vom Schlafzimmer in die restliche Wohnung. So kommt erstens nicht zu viel Dynamik ins Spiel und zweitens wird das neue Rudelmitglied nicht überfordert. Bei der Zusammenführung halte ich mich im Hintergrund und lasse die Hunde sich gegenseitig in Ruhe beschnuppern.
Klare Regeln helfen bei der Hundezusammenführung
Eine Zusammenführung klappt nicht von heute auf morgen. Sie ist nicht innerhalb von 24 Stunden erledigt. Ich vergleiche das immer gern mit menschlichen Beziehungen. Wenn wir einen neuen Partner finden, lernen wir uns schließlich auch Step by Step kennen. So ist das bei Hunden auch! Eine Zusammenführung nimmt in der Regel 2-4 Wochen in Anspruch und diese Zeit solltest Du den Hunden auch geben, damit sie sich in Ruhe kennenlernen können. Was eine gelungene Zusammenführung unter Hunden neben Zeit noch braucht, sind feste Regeln.
- Jeder Hund hat seinen festen Rückzugsort
Hin und wieder zieht bei uns ein Welpe als Pflegehund ein. Welpen können schnell nervig für ältere Hunde werden. Sie akzeptieren die Grenzen der Artgenossen nicht und möchten ihren Willen unbedingt durchsetzen. Hier kommst Du ins Spiel: teile unter den Hunden feste Rückzugsorte ein, die es einzuhalten gilt. Möchte einer der Hunde seine Ruhe, sucht diese an seinem Rückzugsort und wird dabei von seinem Artgenossen trotzdem weiterhin belagert, schicke den anderen Hund fort. So lernen die Hunde, dass auf Dich Verlass ist. - Keine Spielzeuge und andere Ressourcen
In der ersten Zeit der Zusammenführung ist eins ganz wichtig: Alle Spielzeuge und Knabbereien kommen weg. So vermeidest Du Konflikte und Ressourcenverteidigung in der Kennenlernphase der Hunde. Auch deswegen ist es wichtig, jedem Hund einen festen Rückzugsort zu bieten. In den ersten Tagen ist es völlig normal, wenn die Hunde nicht gleich Kontaktliegen und sich kein Hundebett teilen möchten. Das braucht Zeit!
- Auf die Bedürfnisse der einzelnen Hunde eingehen
Dieser Punkt ist so unfassbar wichtig! Akzeptiere die Grenzen und Bedürfnisse der Hunde. Es kann sein, dass einer der Hunde sein Hundebett niemals mit einem Artgenossen teilen wird, weil er lieber seine Ruhe hat und gern alleine schläft. Das ist okay! Unser Zwergpinscher Mojo hat sein ganz eigenes Hundebett, welches er als Rückzugsort sehr oft nutzt. Während Rana und Mateo sich seit Jahren ein Hundebett teilen und gar kein eigenes benötigen. Es gibt Zeiten, da legt Mojo sich zu den beiden anderen Fellnasen. Doch die meiste Zeit schläft er lieber allein. Ein Rudel kann nur funktionieren, wenn die Bedürfnisse jedes einzelnen Hundes beachtet werden. Hätte Mojo keinen eigenen Rückzugsort, würde er Rana und Mateo von dem gemeinschaftlichen Schlafplatz weg knurren und deutliche Warnsingale senden. Schließlich ist er der Ranghöchste, lag zuerst auf dem Platz und möchte seine Ruhe. Mateo und Rana allerdings hätten keinen alternativen Schlafplatz und müssten entweder auf dem Boden schlafen oder Mojos klare Grenzen überschreiten, weil sie dazu von mir gezwungen werden, da es nur ein Hundebett im Haushalt gibt. Solche Reibereien lassen sich ganz einfach vermeiden.
- Bleib locker!
Bleib während der Vergesellschaftung locker und schraube deine Erwartungshaltung den Hunden gegenüber herunter. Hundemenschen neigen dazu, eine Hunde-Vergesellschaftung zu romantisieren. Zieht ein Zweithund ein, stellt sich der Mensch schnell zwei sich liebende, den ganzen Tag herumtobende und miteinander kuschelnde Hunde vor. Doch dass es durchaus seine Zeit dauern kann, bis Hunde miteinander spielen und kuscheln, wird oft außer Acht gelassen. Bis meine eigenen drei Hunde sich so gut verstanden haben, wie sie es heute tun, gingen viele Wochen ins Land. Führe Dir im Zweifel immer wieder vor Augen, dass auch wir Menschen Zeit benötigen, um eine neue Person ins Herz zu schließen. Es braucht Zeit, bis wir anderen Menschen private Dinge von uns preisgeben, sie zu uns nach Hause einladen oder sie herzlich umarmen. Und genau so kann es auch beim Hund sein! Nimm Dir selbst und vor allem den Hunden den Druck von dem perfekten Bilderbuch-Rudel und schau dabei zu, wie die Hunde mit der Zeit immer mehr zusammenschweißen.
Hunde aneinander gewöhnen: Fazit
Eine Zusammenführung von Hunden passiert nicht von heute auf gleich. Genau wie der Mensch, sind auch Hunde ganz individuell und haben ihre eigene Persönlichkeit. Jeder Hund hat seine Individualdistanz und gewöhnt sich entsprechend schnell oder langsam an ein neues Rudelmitglied. Für Dich gilt es, dies zu akzeptieren und den Raum für eine gute Zusammenführung zu schaffen. Gerade in den ersten Wochen fungierst Du als Aufpasser und Schiedsrichter unter den Hunden und stellst sicher, dass keiner der Hunde zu kurz kommt. Denk dran: Streitereien und Raufereien zu Beginn sind völlig normal und ein Knurren oder Zähne zeigen noch lange kein Grund zur Panik. ☺ Ein Zähne zeigen hier und ein Knurren da gehört zu einer Zusammenführung dazu – wie sollen die Hunde sonst miteinander kommunizieren? Stichwort: Hundekommunikation ist etwas ganz Natürliches.
Zieht ein neuer Hund ein, ist es für alle Rudelmitglieder eine aufregende Zeit. Mit viel Geduld und Zeit wird sich eine Routine einspielen und die Vergesellschaftung garantiert klappen!